Recherche zum Thema Gefängnis bedeutet nicht nur, an steinerne Mauern zu stoßen, sondern auch Mauern des Schweigens zu durchbrechen. Beamte müssen das Dienstgeheimnis wahren, sie können nicht öffentlich über Probleme hinter Gittern sprechen. Dabei brennt den Strafvollzugsbeamten vieles auf der Seele - vor allem die schlechte Personalsituation: 400.000 Überstunden sammelten allein die Beamten in Bayern nach Schätzung von Gewerkschaften. Bundesweit fehlen rund 2.000 Justizvollzugsbeamte, um "ordentlich Vollzug zu machen", wie sie sagen.
Kaum Interviews mit Gefangenen möglich
Viele Justizanstalten lehnen Interviews mit Gefangenen grundsätzlich ab. Und viele Justizministerien geben Informationen erst nach hartnäckiger Nachfrage oder auch gar nicht heraus, wie zum Beispiel Daten zur Größe der Hafträume oder zu offenen Stellen im Justizvollzug.
Fast ein Jahr lang haben BR-Autoren recherchiert, viele vertrauliche Gespräche geführt: mit JVA-Leitern, Gewerkschaftern, Beamten, aber auch mit Häftlingen. Sie trafen Ex-Gefangene und besuchten verschiedene Gefängnisse, um zu erfahren, was hinter den Mauern passiert - und bekamen so einen Einblick in die größten Probleme deutscher Gefängnisse. Dazu zählt auch eine sehr hohe Rückfallquote.
Drogenschmuggel hinter Gittern
Kaum ein Tag hinter Gittern, an dem "Scholle" - wir nennen den Häftling hier bei seinem Knast-Spitznamen - keine Drogen genommen hat. Und mit Dealen verdiente er hier eine Menge Geld. Dass ein Beamter bis zu 70 Häftlinge zu betreuen hat, kommt ihm bei seinen Geschäften gerade recht. Aus Bediensteten-Kreisen hören wir, dass sie gar nicht mehr mitbekommen, was auf ihrer Station alles passiert - zu viele Aufgaben, zu wenig Personal. Und so dreht sich die kriminelle Spirale hinter Gittern munter weiter.