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Tankdeckel eines Dieselautos

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Diesel-Skandal: Umwelthilfe kritisiert Regierung scharf

Zwei Jahre nach Bekanntwerden des Diesel-Skandals hat die Deutsche Umwelthilfe der Bundesregierung vorgeworfen, untätig zu sein. Es gebe weder unabhängige Kontrollen, noch Sammelklagen, noch Bußgelder für Hersteller. Von Tanja Oppelt

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Vor zwei Jahren hatte die US-Umweltbehörde EPA den Diesel-Skandal öffentlich gemacht: VW trickste bei den Stickoxidwerten. Im Laufe der nächsten beiden Jahre stellt sich heraus, dass unter anderem auch Fahrzeuge der VW-Töchter Audi und Porsche betroffen sind. Und der Diesel ist noch längst nicht aus den Schlagzeilen raus. Die DUH zog nach zwei Jahren Bilanz.

Regierung von Autokonzernen ferngesteuert?

DUH-Chef Jürgen Resch nimmt wie immer kein Blatt vor den Mund. Er spricht von "Mickey-Mouse-Software-Lösungen" und davon, dass die Bundesregierung von den Autokonzernen "ferngesteuert" werde. Sein Fazit: Zwei Jahre nach Bekanntwerden des Dieselbetrugs gebe es keine unabhängigen Kontrollen, keine Sammelklagen für Verbraucher und keine Bußgelder für die Hersteller.

"In Deutschland: null Euro Ankündigung oder Verhängung von Geldbußen. Bei VW sind die Verstöße ja nachgewiesen. Wegen der Weigerung der Bundesregierung, angemessene oder abschreckende Strafen zu verhängen, hat die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet." DUH-Chef Jürgen Resch

Immerhin: Dem VW-Konzern attestieren die Umweltschützer, aus dem Skandal die entsprechenden Lehren gezogen zu haben. Nur noch wenige Neufahrzeuge überschritten die Grenzwerte.

Mit "Umweltprämie" wird Schindluder getrieben - sagt die Umwelthilfe

Scharfe Kritik gibt's dagegen für die sogenannte "Umweltprämie" der deutschen Hersteller. Die bekommen Autofahrer von alten Dieseln, die nicht nachgerüstet werden können, wenn sie ihr Auto gegen ein anderes Fahrzeug eintauschen. Ein irreführender Begriff, meint Resch, denn die "Umweltprämie" diene häufig dazu, Ladenhüter zu verkaufen, die vom Hof müssten. So werde mit dem Wort Schindluder getrieben. Außerdem hätten es Autofahrer immer noch schwer, überhaupt herauszufinden, wie viele Schadstoffe ihr Auto ausstoße, so Resch. Messergebnisse, zum Beispiel vom Kraftfahrtbundesamt, würden nicht vollständig veröffentlicht.

"Während französische und amerikanische Behörden es als ihre Pflicht ansehen, vollständige Werte zu veröffentlichen, warten wir bis heute auf Messprotokolle oder auch auf die dazugehörigen CO2-Werte." Jürgen Resch

Grüne: Auch beim CO2 hat der Diesel die Nase nicht vorn

Der vergleichsweise niedrige CO2-Ausstoß beim Diesel galt immer als Klima-Pluspunkt. Aber vergleicht man die gesamte Menge an Diesel- und Benzin-Fahrzeugen auf deutschen Straßen miteinander, dann schmilzt dieser Vorsprung dahin. Das ergab eine Anfrage der Grünen beim Bundesverkehrsministerium. Die im vergangenen Jahr zugelassenen Dieselautos stoßen nahezu gleich viel CO2 aus wie die Benziner: im Schnitt 128 Gramm pro Kilometer. Beim Benziner sind es 129 Gramm.

Diesel-Motoren vor allem in großmotorigen Autos

Das liegt vor allem daran, dass Dieselmotoren überdurchschnittlich häufig in schweren und leistungsstarken Autos verbaut sind. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Stephan Kühn, sagt daher, es sei ein Märchen, dass der Diesel zum Klimaschutz beitrage. Der Verband der Automobilindustrie hält dagegen: Es würden Äpfel mit Birnen verglichen, sprich große mit kleinen Autos. Das will die DUH so nicht gelten lassen. Die steuerliche Begünstigung beim Diesel habe doch erst dazu geführt, dass die Autos so groß wurden.

"Wir haben Fahrzeuge auf dem Markt, die vor zehn Jahren gar nicht existiert haben. Entwicklungen, die mit dem 'Touareg', dem 'Q7', dem 'X7' eingeleitet worden sind. Fahrzeuge, die heute im Bereich von 180 oder 200 Gramm CO2 pro Kilometer liegen. Das ist zwar für einen Lkw ganz gut, aber für einen Pkw sind die Fahrzeuge viel zu groß und zu schwer. Das bedeutet, dass der Vorteil des Diesel durch diese Entwicklung überholt wurde." DUH-Verkehrsexperte Axel Friedrich

Das gilt offenbar schon eine ganze Weile. Den Zahlen aus dem Verkehrsministerium zufolge stoßen die Dieselautos in Deutschland schon seit zehn Jahren im Schnitt genauso viel CO2 aus wie die Benziner.