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Abschied von Jan van Aken

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Für den Linken Jan van Aken sind acht Jahre Bundespolitik genug

Für den Linken Jan van Aken sind acht Jahre Bundespolitik genug

Jan van Aken: Sein Ziel sei schon immer gewesen, "derjenige im Raum zu sein, der mehr weiß als alle anderen zusammen". Nie mehr als zwei Themen beackern, die aber richtig. Acht Jahre als Bundestags-Abgeordneter aber sind genug. Von Birgit Schmeitzner

Über dieses Thema berichtet: Hintergrund am .

Van Akens Mission im Bundestag war, die deutschen Waffenexporte zu stoppen. Und auch wenn er das nicht erreicht hat, sieht es doch als Erfolg an, dass das Thema inzwischen auch von den großen Parteien aufgegriffen wird. In seiner Abschiedsrede im Bundestag gab er sich zuversichtlich:

"Ich bin der Meinung, dass Deutschland überhaupt keine Waffen exportieren sollte. Und wissen Sie was? Das werden wir auch gewinnen, einfach weil es richtig ist." Jan van Aken, Die Linke

"Die Grünen waren nie meine Partei"

Oft wird der baumlange Norddeutsche mit der Vorliebe für Schlabberlook gefragt: Wieso sind Sie nicht zu den Grünen gegangen? Schließlich erfüllt van Aken so gut wie jedes Klischee: Mit 17 war er auf seiner ersten Antifa-Demo. Er war ganz vorn mit dabei, als es um Widerstand gegen ein Atommüll-Zwischenlager in Gorleben ging. Er hat den Wehrdienst verweigert und mit Freunden aus der Hausbesetzer-Zeit in der Hamburger Hafenstraße ein Wohnprojekt in St. Pauli aufgezogen. Dort lebt er immer noch, früher mit Frau und Kindern, heute in einer WG. Alternativ, mit Blick ins Grüne. Aber mit der Partei dieses Namens hatte Jan van Aken nie etwas am Hut, und er wehrt sich gegen das Klischee "Wer von Greenpeace kommt, ist grün, wer lange Haare hat, ist grün."

Immer politisch gedacht, erst spät politisch organisiert

Als im Jahr 2007 die Linke entstand (aus der SPD-Abspaltung WASG und der Linkspartei PDS) dachte sich Jan van Aken:

"Endlich eine Partei, die nicht nur öko sondern auch sozial ist." Jan van Aken, Die Linke

Er wurde Mitglied, zwei Jahre später zog er in den Bundestag ein. Dass er parteiintern schon mal aneckt, dass er nicht nur gemocht wird, weil er zum Beispiel Russland auch mal kritisiert, sieht van Aken locker. Klar gelte er auch als Querdenker, der sich nicht einsortieren lasse. Aber er sei bei den meisten in der Partei anerkannt und akzeptiert, weil er ein Experte sei.

Zwei Legislaturperioden reichen

Acht Jahre lang saß er im Bundestag - oft auch im Zug zwischen Hamburg und Berlin, die kostenlose Bahncard 100 hat er pendelnd ausgenutzt. Als vergeudete Lebenszeit sieht er eher so manche Sitzungen an, in denen es gefühlt oft nur um Formales ging. Und genau das wird er nach seinem Ausscheiden so gar nicht vermissen. Dass er acht Monate Übergangsgeld bekommt, sieht van Aken dabei als großen Luxus an. Er will ohne Geldnot ausprobieren, was ihm Spaß macht. Plant ein Praktikum "Internationale Friedensmediation" bei den Vereinten Nationen. Er will sich sein neues Thema für den bewährten Tunnelblick mit Ruhe aussuchen, und ob er da "durch den Schlamm robben muss oder im langweiligen Großraumbüro" sitzt, sei ihm egal.

Bayern wird es aber schon mal nicht

Dafür würde er dann sogar das vertraute Hamburg aufgeben, die Elbe, an der er gerne sitzt und mit dem Blick auf das Wasser und die Containerschiffe neue Ideen entwickelt. Im nächsten Jahr macht sein jüngster Sohn Abitur, dann kann er hingehen, wo er will. Brüssel? Nein, ihm war die EU immer zu kompliziert. New York? Tolle Stadt, aber zu laut. Und auch in Deutschland gibt es ein paar Städte, die auf seiner Wunschliste nicht ganz oben stehen:

"Frankfurt, München - tut mir leid, Bayern - dazu bin ich zu sehr Fischkopp aus dem Norden." Jan van Aken, Die Linke

Auf eines allerdings wird er ganz gut verzichten können: auf das Hamburger Schmuddelwetter. 56 Jahre Regen, sagt Jan van Aken, sind genug.