Der Vorschlag hat es in sich. Julia Klöckner macht sich für Pestizide für Biobauern stark - in speziellen Fällen.
"Den konventionellen und den ökologischen Anbau spielen wir nicht gegeneinander aus, beides hat seine Berechtigung. Vor allem hat aber die Ökolandwirtschaft zum Beispiel in nassen Jahren ein erhebliches Problem. Um ihre Ernte zu sichern, würden viele Ökolandwirte gerne punktuell auf konventionelle Pflanzenschutzmittel zurückgreifen. Dürfen sie aber nicht." Julia Klöckner zur Leipziger Volkszeitung
Manchen Bauern koste das die Existenz, so Klöckner. Und viele halte es davon ab, den Weg in den Ökolandbau zu wagen. Deshalb will die CDU-Frau Ökolandwirten in schlechten Phasen den Gebrauch konventioneller Pflanzenschutzmittel erlauben. Sie räumt aber ein, dass es dazu weiterer Forschung bedarf."
Kein Missverständnis
Für den Vorschlag erntet Klöckner viel Unverständnis. Doch hat sie das wirklich so gesagt und auch gemeint? Ja, bestätigt der Pressesprecher der CDU Rheinland-Pfalz, Jan Zimmer, dem BR. Klöckner meine das ernst. Hintergrund sei, dass es immer wieder einzelne Biobauern gäbe, die in schlechten Jahren beim Landwirtschaftsministerium nachfragen würden, ob sie ausnahmsweise konventionelle Pestizide verwenden dürften. Diesen Biobauern wolle Klöckner helfen.
Pestizid-Verzicht als Grundprinzip des Ökolandbaus
Bei Bioland, dem größten Anbauverband in Deutschland mit 7.300 Mitgliedern, ist man verwundert. Das gehe gar nicht, sagt Pressesprecher Gerald Wehde. Der Verzicht auf Pestizide sei ein Grundprinzip des Ökolandbaus, das man nicht aushebeln dürfe. Außerdem könne kein
Nationalstaat bei diesem Thema einen Alleingang machen. In ganz Europa gelte nämlich die EU-Ökoverordnung.
Unterstützung der Biobauern erwünscht
Sollte Klöckner allerdings mehr Forschungsgelder für Pflanzenschutz im Ökolandbau zur Verfügung stellen wollen, sei das zu begrüßen. Laut Bioland werden in Deutschland gut acht Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet, aber nur 1,6 Prozent aller Agrar-Forschungsgelder stünden für Biolandbau zur Verfügung.
Auch Biobauern müssen ihre Pflanzen vor Insekten oder Pilzen schützen. Sie spritzen mit sogenannten Pflanzenstärkungsmitteln und auch mit Kupfer. Chemisch-synthetische Mittel sind EU-weit verboten.