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Lange Schlangen vor russischem Konsulat in München

Lange Schlangen vor russischem Konsulat in München

Vor dem russischen Generalkonsulat in München haben sich am Sonntagmittag lange Schlangen gebildet. Im Wahlbüro können die hier lebenden Russen ihre Stimme für die Präsidentschaftswahl abgeben. Von Hermann Scholz

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Gegen 12.00 Uhr gab das russische Konsulat in München die Zahl derer, die ihre für die haben, mit über 1.200 an. Gut 1.000 waren es in Würzburg und über 2.000 in Nürnberg, wo schon während der Woche gewählt werden durfte.

Gang ins Wahlbüro

Ein Raum, in dem Namen und Adresse aufgeschrieben werden, dann bekommt man den eigentlichen mit den Namen der Kandidaten. In einem weiteren Raum stehen die Wahlkabinen, akkurat mit Vorhängen verhüllt. Danach wird der Stimmzettel in durchsichtige Urnen geworfen - durchsichtig, denn die Wahl soll völlig transparent sein.

Durchsichtige Urnen: Transparenz oder Kontrolle?

Die meisten Wähler machen sich nicht die Mühe, den Stimmzettel zu , so sieht man von außen durch die Urne, dass sie für den Kandidaten in der Mitte der Liste gestimmt haben: Wladimir . So läuft die Wahl im russischen Generalkonsulat in München.

Umfragen sehen kaum Konkurrenz für Putin

Der russische Präsident wird für sechs Jahre . In den letzten Umfragen in Russland lag der amtierende Präsident Wladimir Putin mit knapp 70 Prozent weit vorne, an zweiter Stelle lag der Kommunist Pawel Grudinin mit rund sieben Prozent. Weit abgeschlagen landeten der Alt-Liberale Grigorij Jawlinskij mit unter ein Prozent und die Fernseh-Moderatorin Xenia Sobtschak, der knapp zwei Prozent zugetraut werden.

"Wir sind für den Frieden, für die Freundschaft, für alle guten Dinge, die Wladimir Wladimirowitsch Putin angefangen hat. Wladimir Wladimirowitsch, wir haben für Sie gestimmt." Anna Sosnowskij, Wählerin

Wahlgeschenke für Putin-Wähler?

Die Münchnerin Irina Hoffmann hat sich als offizielle Wahlbeobachterin im Konsulat registrieren lassen. Sie folgte der Stimmabgabe den ganzen Tag. Zusammen mit einer Kollegin registrierte sie vor allem genau, wie viele Stimmen abgegeben wurden. Hoffmann sagt: viele Wähler aus den bayerischen Regionen werden vorher von Offiziellen angerufen. Man fragt sie, für wen sie stimmen werden. Antworten sie: für Putin, lädt man sie zu einer Busfahrt nach München zur Stimmabgabe ein. Anschließend soll es noch eine Stadtführung geben. Beweisen lässt sich das kaum.

"Ich vertraue dem Präsidenten nicht, ich glaube, er hat das Land ins Chaos geführt und den Staat mit seinen 200 Freunden unter sich aufgeteilt. Das ist nicht gut, obwohl er als Führer der Nation viel erreicht hat. Deshalb habe ich für Xenia Sobtschak gestimmt." Artjom Borodin, Wähler

"Keine Wahl, eine Farce!"

Auch ohne Manipulationen würde wohl die Mehrzahl der Russen für Putin stimmen. Der Kreml hat allerdings das Ziel "70/70" ausgegeben - 70 Prozent Wahlbeteiligung, 70 Prozent Stimmen für Putin. Dessen nationalistischer Kurs kommt an in Russland. Irina Hoffmann hat trotzdem die Hoffnung, dass ihr Engagement als Wahlbeobachterin etwas bewirkt:

"Eine Wahl ist das nicht, sowieso. Es ist leider eine Farce. Aber ich möchte nicht mein Recht abzustimmen verschenken. Ich habe immer noch Hoffnung, ich kann damit etwas ändern. Jeder muss etwas tun und wenn wir alle gemeinsam etwas Kleines tun, dann reicht es vielleicht am Ende, um dieses Regime zu stürzen und ein besseres Leben für Russland irgendwann zu gewinnen." Irina Hoffmann, Wahlbeobachterin