Ein Sanitäterzelt sei direkt von einer Tränengasgranate getroffen worden, zehn Sanitäter hätten mit Atembeschwerden zu kämpfen gehabt. Rund 10.000 Palästinensern nahmen nach Angaben der israelischen Armee an fünf Stellen entlang der Grenze an Ausschreitungen teil. Sie schwenkten demnach Palästinenserflaggen, verbrannten Reifen und israelische Fahnen. Es habe mehrere Versuche gegeben, die Grenzanlage zu beschädigen oder zu durchbrechen. Palästinenser hätten auch Brandsätze geworfen, hieß es.
34 Tote seit März
Seit Ende März sind bei Massenprotesten entlang der Gaza-Grenze 34 Palästinenser getötet worden, Hunderte erlitten Schussverletzungen. Ein ranghoher israelischer Militärangehöriger sagte, die meisten der getöteten Palästinenser seien "Terroristen" gewesen. Auch der vor einer Woche getötete Fotojournalist Jassir Murtadscha habe ein Gehalt von der radikal-islamischen Hamas erhalten. Entsprechende Vorwürfe Israels waren von palästinensischer Seite dementiert worden. Der Tod des Journalisten hatte international für Empörung gesorgt.
Israel weist Vorwürfe zurück
Israel wies derweil Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen, es gehe zu hart gegen die Proteste vor, entschieden zurück. Nach Angaben der Armee haben Soldaten Anweisungen, nur auf die Beine von Palästinensern zu schießen, sofern der Grenzzaun beschädigt oder eigene Soldaten gefährdet werden. Israel hat die Bevölkerung im Gazastreifen immer wieder davor gewarnt, sich dem Grenzzaun zu nähern.
Offener Brief von Scharfschützen
Unterdessen drückten aber fünf ehemalige israelische Scharfschützen in einem offenen Brief "Scham und Trauer" über die Vorfälle an der Gaza-Grenze aus. Die Mitglieder der Organisation "Breaking the Silence" (Das Schweigen brechen) kritisierten in dem Schreiben "militärische Befehle, die es Scharfschützen erlauben, scharfe Munition auf unbewaffnete Demonstranten zu feuern". Sie fühlten "Scham über die Befehle, denen es an moralischem und ethischem Urteilsvermögen mangelt". Ein ranghoher israelischer Militärangehöriger wies die Vorwürfe zurück. "Wir schießen nur, wenn wir schießen müssen", sagte er.
Anlass des "Marsches der Rückkehr", der bis Mitte Mai dauern soll, sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Für die Palästinenser bedeutet Israels Freudentag eine Katastrophe, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Forderungen der heute rund fünf Millionen Flüchtlinge und Nachkommen auf ein "Recht auf Rückkehr" auf israelisches Staatsgebiet lehnt Israel ab.