Nach Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Deutschland hat das Sturmtief "Ciarán" auch Italien getroffen - insbesondere die Region Toskana. Mittlerweile ist die Zahl der Todesopfer dort auf fünf gestiegen, wie der Präsident der Region, Eugenio Giani, am Freitagvormittag mitteilte.
In der Gemeinde Montemurlo, etwa eine Stunde nordwestlich von Florenz, wurde ein 85-jähriger Mann ertrunken in seiner Wohnung gefunden, eine 84-jährige Frau erlitt einen tödlichen Schwächeanfall, wie Gouverneur Giani erklärte. Eine dritte Person starb in der Küstenstadt Rosignano. Inzwischen wurden noch zwei weitere Leichen gefunden. Mehrere Menschen wurden verletzt, es gibt Berichte über Vermisste.
"Beispiellose" Regenfälle bringen Überschwemmungen
Besonders heftig wütete das Unwetter in der Provinz Prato im Norden der als Urlaubsregion beliebten Toskana. "Noch nie hatten wir in so wenigen Minuten so viel Regen registriert", schrieb Giani in einem Post bei X. Von "beispiellosen" Regenfällen war die Rede.
Der Regen ließ Flüsse über die Ufer treten und führte zu Überschwemmungen. Das Unwetter verwandelte binnen weniger Stunden die Straßen in mehreren Dörfern zu reißenden Strömen aus Wasser und Schlamm. Die Kleinstadt Montemurlo mit etwa 20.000 Einwohnern registrierte einer Mitteilung zufolge innerhalb weniger Stunden 20 Zentimeter Regen.
Gouverneur ruft Notstand aus
Gouverneur Giani rief am frühen Freitagmorgen den Notstand für die Region Toskana aus. Die Feuerwehr rückte zu mehr als 1.000 Einsätzen aus, in der Umgebung von Florenz, Pistoia, Pisa und Prato mussten die Feuerwehrleute zahlreiche Autofahrer retten, die in ihren Fahrzeugen in überfluteten Tunneln oder wegen umgestürzter Bäume festsaßen. Auf Videos in den sozialen Medien war zu sehen, wie im Ort Campi Bisenzio viele Autos in einer Straße von den Wassermassen mitgerissen wurden.
Mehr als 40.000 Haushalte in dem Gebiet unweit von Florenz sind ohne Strom. Teile der Autobahn 11 mussten gesperrt werden. Beim Bahnverkehr kam es zu erheblichen Problemen. In einigen Gegenden waren die Gewalt des Wassers so stark, dass auch Krankenhäuser überschwemmt wurden. Der Zivilschutz war in der Nacht im Einsatz. Er warnte bereits am Donnerstagabend die Menschen und rief die dazu auf, nicht das Haus zu verlassen.
"Kritische" Lage in Florenz
Die Lage in Florenz sei "kritisch", erklärte Bürgermeister Dario Nardelle in der Nacht auf X. Es wird erwartet, dass der Arno im Verlauf des Freitags seinen Hochwasserscheitel erreicht. Gouverneur Giani schrieb: "Was heute Nacht in der Toskana geschah, hat einen Namen: Klimawandel." Aus der ganzen Region, so Giani in einem weiteren Post, gebe es "verheerende Bilder".
Regen schwächt sich ab
Der Regen hörte am Freitagmorgen auf oder schwächte sich ab, das Wasser begann örtlich zurückzugehen. Den Einsatzkräften mache jedoch der starke Wind bei den Aufräum- und Sucharbeiten zu schaffen, teilten die Behörden mit. Die Alarmstufe orange blieb in der Region zunächst in Kraft.
Der Sturm erreichte auch die Region Venetiens im Nordosten Italiens, wo örtlichen Medien zufolge zwei Menschen vermisst wurden. Unter ihnen ist ein Feuerwehrmann, der nicht im Dienst war, aber bei den Vorbereitungen auf das Unwetter Sandsäcke an einem Fluss aufgestapelt hatte.
In Frankreich und Belgien normalisiert sich die Lage nur allmählich
"Ciarán" war am Donnerstag mit Spitzenböen um 200 Stundenkilometer und heftigem Regen über Teile Westeuropas hinweggefegt. In Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Spanien kamen mindestens sieben Menschen ums Leben.
In Belgien hat sich die Lage inzwischen zum Großteil normalisiert. In dem deutschen Nachbarland, wo am Donnerstag ein Kind und ein weiterer Mensch wegen des Sturms ums Leben kamen, rechnete der Bahnbetreiber Infrabel mit einem weitgehend normalen Tagesgeschäft, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Verspätung und Zugausfälle könnten jedoch nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
In Frankreich dauert das Aufräumen nach dem Durchzug des Unwetters an. Über eine halbe Million Haushalte seien auch am Freitagmorgen noch ohne Strom gewesen, teilte der Versorger Enedis mit. Am stärksten betroffen seien die Bretagne und die Normandie, die von dem Sturm mit Böen von bis zu 200 Stundenkilometern am heftigsten betroffen waren.
Mit Informationen von AFP und dpa
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