Ein klares Mea culpa des Papstes, während der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Lima nach Rom. Papst Franziskus entschuldigte sich für eine Äußerung während der . Wie so oft hatten den Papst die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche auch in Südamerika verfolgt. Dort wird Bischof Juan Pablo Barros von Opfern vorgeworfen, einen Priester gedeckt zu haben, der in vielen Fällen Minderjährige missbraucht hat. Papst Franziskus hatte Barros 2015 in ein neues Bistum im Süden Chiles versetzt – und ihn, in Iquique am Rand eines Gottesdienstes, recht patzig in Schutz genommen:
"Ich werde etwas dazu sagen, wenn es Beweise gibt. Es gibt keinen einzigen Beweis, das ist alles Verleumdung. Ist das klar?" Papst Franiskus
Heftige Kritik von Missbrauchsopfern
Daraufhin hatten Missbrauchsopfer geübt. Und auch Kardinal Sean O’Malley, der Erzbischof von Boston, ehemaliger Vorsitzender der päpstlichen Missbrauchskommission und einer der engen Berater des Papstes hatte vom Schmerz gesprochen, den die Aussage des Papstes verursacht hätte. Franziskus zeigte sich auf dem Rückflug einsichtig:
"Ich muss mich entschuldigen, denn das Wort 'Beweis' hat vielen Missbrauchten wehgetan. Und ich entschuldige mich bei ihnen, wenn ich sie verletzt habe, ohne das zu merken. Ich habe das nicht gewollt." Papst Franziskus
Zynismus bei Missbrauchsopfern
Ein Missbrauchsopfer in Chile hatte während der Reise getwittert: Was soll ich denn bringen? Ein Selfie mit dem Täter während der Tat, auf dem zu sehen ist, wie Barros zuschaut? Auch der Papst musste zugeben, dass die Beweisführung in Missbrauchsfällen überaus schwierig ist, weil sie oft Jahre zurückliegen, da die Opfer Scham empfinden und eine Konfrontation fürchten.
"Ich weiß, wie viel sie leiden. Wenn man hört, dass der Papst ihnen sagt: Bringt mir einen Brief, ein Beweisstück, dann ist das eine Ohrfeige. Jetzt merke ich, dass meine Wortwahl nicht glücklich war, denn ich habe nicht daran gedacht." Papst Franziskus
Indizien statt Beweise für Missbrauch
Stattdessen will der Papst nun lieber anstatt von „Beweisen“ von „Indizien“ sprechen. Wie auf anderen Reisen auch, hatte der Papst in Chile Missbrauchsopfer getroffen. Indizien im Fall des Bischof Barros sieht er aber weiterhin nicht:
"Ich habe den Fall sehr genau untersuchen lassen. Und tatsächlich gibt es keine Indizien. Und wenn ich keine Indizien habe, wende ich ein juristisches Prinzip an, das in allen Gerichten gilt: Niemand ist ein Täter, wenn es nicht bewiesen ist." Papst Franziskus
Papst lehnt Rücktritt des verdächtigten Bischofs ab
Barros hatte dem Papst demnach zweimal seinen Rücktritt angeboten. Und Franziskus hatte abgelehnt. Bei seiner Amtseinführung als Bischof von Osorno im Süden von Chile hatte es im vergangenen September heftige Proteste gegeben.
Päpstliche Missbrauchskommission startet neu
Das Thema lässt den Papst nicht los. Auch weil die Aufarbeitung nicht rund läuft. Aus der Päpstlichen Missbrauchskommission hatten sich die Vertreter der Opfer nach und nach zurückgezogen und teilweise eine heftige Blockadehaltung einiger vatikanischer Behörden kritisiert. Bald soll die Kommission mit neuen Mitgliedern einen neuen Anlauf starten.
Franziskus: Null Toleranz beim Missbrauch
Papst Franziskus sagte heute auf dem Flug: für ihn gelte beim Thema Missbrauch Null Tolleranz. Diese Politik hat er in vielen Fällen unter Beweis gestellt. Es kommen aber immer weitere Fälle hoch auch Fälle, die schwer zu beweisen sind, wie im Fall Barros in Chile.