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Anhänger feiern Wahlerfolg des schiitischen Predigers Muktada al-Sadr

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Schiitischer Prediger Sadr führt bei Wahl im Irak

Bei der Parlamentswahl im Irak liegt der schiitische Geistliche al-Sadr überraschend vorn. Laut Wahlkommission liegt der Anführer der wichtigsten Schiitenmiliz, Amiri, nach Auszahlung von zehn der 18 Provinzen an zweiter Stelle.

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Die Liste Sairun des Predigers Muktada al-Sadr kommt demnach in vier der bislang zehn ausgezählten Provinzen auf den ersten Platz, darunter in der Hauptstadt Bagdad. Der 44-Jährige gilt als kontroverse Figur, nachdem er die US-Besatzungstruppen zwischen 2003 und 2011 mit seiner Mahdi-Armee bekämpft hatte und sich dann zum schärfsten Kritiker des politischen Establishments im Land gewandelt hatte. Vor zwei Jahren stürmten seine Anhänger das Parlament in der schwer geschützten Grünen Zone. Al-Sadr hat vor allem in den armen Regionen des Iraks viele Anhänger. Für die Wahl ging er ein Bündnis mit den Kommunisten ein.

Iran-freundliche Liste ebenfalls vorn

Die eng mit den Schiitenmilizen verbundene Liste des Politikers Hadi al-Amiri kommt ebenfalls in vier Provinzen auf Platz eins, darunter in der Großstadt Basra im Süden des Iraks. Die Milizen gelten als verlängerter Arm des Irans.

Dem schiitischen Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi, Wunschkandidat des Westens, droht hingegen eine Niederlage. Seine "Koalition des Sieges" konnte in keiner der ausgezählten Provinzen einen der ersten beiden Plätze erreichen. Im Wahlkampf hatte der 66-Jährige versprochen, sich für einen Ausgleich zwischen der Mehrheit der Schiiten und der Minderheiten der Sunniten einzusetzen. Die restlichen Ergebnisse und die Verteilung der 329 Sitze im Parlament werden jedoch erst in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Deshalb kann es noch zu Verschiebungen kommen.

Niedrigste Wahlbeteiligung seit 2003

Die Iraker hatten am Samstag erstmals seit dem Sieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein neues Parlament gewählt. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 44,5 Prozent ein historisches Tief: Es war die niedrigste seit der ersten freien Wahl nach dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein im Jahr 2003. Beobachter machten dafür eine weit verbreitete Politikverdrossenheit verantwortlich. Vor vier Jahren hatte die Beteiligung rund 60 Prozent erreicht. Um die Sitze hatten sich fast 7.000 Kandidaten aus Dutzenden Allianzen beworben. Es wird erwartet, dass sich die Regierungsbildung schwer gestaltet und über Monate hinzieht.