In seiner traditionellen Ansprache an Heiligabend sagte der König: "Der Weg nach vorn kann nicht erneut zu Konfrontation oder Ausschluss führen, was, wie wir nun wissen, nur Zwietracht, Unsicherheit, Qual hervorruft."
Für "Gelassenheit und Stabilität"
Felipe verlangte von den katalanischen Politikern, "die Probleme ins Auge zu fassen, die alle Katalanen betreffen, ihre Vielfalt zu respektieren und verantwortungsvoll an das Gemeinwohl aller zu denken". In Katalonien müssten wieder "Gelassenheit, Stabilität und gegenseitiger Respekt herrschen". Spanien sei eine reife Demokratie, in der jeder Bürger seine Meinungen und seine Ideen frei und demokratisch äußern und verteidigen könne.
"Aber niemand kann die eigenen Ideen gegen die Rechte der anderen durchsetzen." König Felipe VI. von Spanien
In einer Fernsehansprache Anfang Oktober nach dem umstrittenen Referendum über die Abspaltung von Spanien hatte der König bereits harte Worte an die katalanische Regierung gerichtet. Er warf den Behörden vor Ort damals "unverantwortliches Verhalten" vor und sagte, sie hätten das Gesetz absichtlich gebeugt. Er rief den Staat auf, für eine verfassungsmäßige Ordnung und Rechtsstaatlichkeit in Katalonien zu sorgen.
"Harmonische Koexistenz"
An Heiligabend schlug er vergleichsweise versöhnliche Töne an. So erklärte Felipe VI., dass Spanien in den vergangenen Jahrzehnten zu einem voll integrierten Mitglied in der Europäischen Union herangewachsen sei. Nicht alles sei aber ein Erfolg gewesen. Er forderte die Wiederherstellung einer "harmonischen Koexistenz im Herzen der katalanischen Gesellschaft". Im Sinne der Vielfalt dürfe es nicht sein, dass politische Ideen Familien und Freunde auseinanderrissen.
Verärgerung in Barcelona
Katalanische Politiker reagierten trotzdem gereizt auf Felipes Worte. Es war von einer Ansprache im Sinne der spanischen Zentralregierung die Rede. Ein Sprecher des stärksten Unabhängigkeitsbündnisses im Regionalparlament nannte Felipe den "König des Paragraphen 155", mit dem die Zentralregierung die Regionalregierung in Barcelona entmachtet hatte.