Martin Schulz hat die Wahl verloren. Trotzdem will er die Partei in die Zukunft führen. Der Fortsetzung einer Großen Koalition erteilt er eine sofortige Absage.
„Diese Partei duckt sich nicht nur nicht weg, sie ist die Partei, die ihre Niederlagen annimmt, aufarbeitet und sie wendet, um zukünftig wieder die starke Kraft in diesem Lande zu sein.“ Martin Schulz, SPD-Parteivorsitzender
Zäsur für die SPD?
Eine Partei auf Identitätssuche, in einem historischen Tief. Für viele in der SPD ist es aber ein Befreiungsschlag. Geradezu ein Neuanfang.
„Die große Koalition hat der SPD nicht gut getan, sie hat viel Gutes gemacht, aber sie hat kein richtiges Profil bilden können.“ Otto Schily, Ex-Innenminister SPD
„Wir haben bundesweit die herbste Niederlage in unserer Geschichte eingefahren, und jetzt müssen wir daraus erstmal die Konsequenzen ziehen, das heißt einen kompletten Neuaufbau der SPD beginnen, weil meine Meinung, und da bin ich auch sehr hart, es gibt keine historische Grenze der Fallhöhe, es kann auch noch härter werden.“ Natascha Kohnen, Landesvorsitzende Bayern-SPD
Schlechte Ergebnisse in Bayern
Beim SPD-Kreisvorstand in Rosenheim sieht man das Ergebnis als „Riesenwatschn“. Hier ist die SPD nur noch dritte Kraft, nach der AfD. Bei den Genossen herrscht Enttäuschung und Ohnmacht. Und doch gibt man sich trotzig.
"Ich bedauere es sehr, dass man so tut, als hätten die Parteien verloren. Ich meine: Deutschland hat verloren." Maria Noichl, Europaabgeordnete SPD
Auch der Spitzenkandidat der bayerischen SPD hat ein verheerendes Ergebnis eingefahren. Florian Pronold landete in seinem Wahlkreis noch hinter dem AfD-Kandidaten.
„Für mich ist das tatsächlich bitter.“ Florian Pronold, Spitzendkandidat Bayern-SPD
Ehemaliger Hoffnungsträger bemängelt Profil
Axel Berg galt als Hoffnungsträger der SPD. Dreimal gewann er ein Direktmandat, doch seine Partei sicherte ihn 2009 nicht über einen Listenplatz ab. Er glaubt, dass die Partei so nicht erfolgreich sein kann:
„Bis auf wenige Ausnahmen ist es doch eher Personal, das die Partei vielleicht liebt, und nicht unbedingt draußen gut ankommt.“ Axel Berg, ehemaliger SPD-Politiker
Neuanfang machbar?
Jetzt hat die SPD im Bundestag Andrea Nahles zur Fraktionschefin gewählt, mit mehr als 90% der Stimmen. Es wird ein schwieriger Neuanfang. Wird die SPD das schaffen?
"Sie hat genügend Substanz, aber sie sollte eben nicht zurückfallen in alte marxistische Ideen oder jetzt die Zuflucht in einer Annäherung an die Linke suchen, nein, sie sollte genau in der Mitte ihren Platz suchen, als linke Volkspartei, und dann wird sie auch wieder Erfolg haben." Otto Schily, Ex-Innenminister SPD
Axel Berg glaubt, dass es für die SPD nur einen Weg gibt, Vertrauen zurückzugewinnen. Sie müsse die Menschen wieder erreichen.
„Du musst raus auf die Straße, zu den Bürgern. Ich war jede Woche, wenn ich in München war, war ich zweimal, Bauernmarkt, U-Bahnhaltestelle, irgendwo, wo viele Menschen sind, hab mich da mit meinem Bus hingestellt, und war einfach ansprechbar.“ Axel Berg, ehemaliger SPD-Politiker
Der SPD stehen unruhige Zeiten bevor, besonders in Bayern. In einem Jahr sind Landtagswahlen.