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Tom Franz

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Völkerverständigung: Tom Franz, deutscher Koch in Israel

Tom Franz ist 2004 von Deutschland nach Israel ausgewandert. Heute ist er dort ein bekannter und erfolgreicher Koch - und ein kulinarischer Brückenbauer zwischen den beiden Ländern.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bayern 2-radioWelt: Sie waren schon als Schüler fasziniert von Israel, sind dann 2004 nach Israel ausgewandert und sind zum Judentum übergetreten. War das ein besonderer Sprung für Sie oder hat sich das einfach von selbst ergeben?

Tom Franz, deutscher Koch in Israel: Ich war keiner von denen, die sich irgendwie theoretisch interessiert haben, sondern ich war fasziniert seit dem Zeitpunkt, als eine Schüleraustauschgruppe in meine Schule kam. Ich war einfach von der Mentalität, von der Lebensfreude so beeindruckt, dass ich sie auf jeden Fall kennenlernen wollte. Von da an ist alles einfach so geschehen, ich habe nicht theoretisch über Israel gelernt oder das Judentum studiert, sondern es waren einfach die Menschen und das Land.

Bayern 2-radioWelt: Wie haben das Ihre Umgebung, Ihre israelischen Freunde wahrgenommen?

Tom Franz: Wie kann es, dass ein Deutscher aus dem Land der Täter, des Nationalsozialismus kommt, auch wenn es die dritte Generation ist? Wie kann der zu diesem Volk übertreten, kann die Religion annehmen und Teil des Ganzen werden? Das sind alles Fragen, die ich mir auch gestellt habe. Das Erstaunliche ist, dass das für die Juden viel weniger ein Problem ist. Wäre ich da hingekommen und hätte irgendwelche Schuldkomplexe gehabt, dann wäre das nicht angenommen worden. Ich habe das gemacht aus Liebe zum Land, aus Überzeugung zur Religion und die Freunde haben das schon sehr geschätzt.

Bayern 2-radioWelt: Welche Rolle spielt das Kulinarische in Israel?

Tom Franz: Israel kocht und isst gerne! In Israel hat man das Gefühl, dass das Essen einen viel höheren Stellenwert hat. Köche sind sehr angesehen. Regelmäßig werden Familienfeste gefeiert. Die Menschen sitzen täglich in Restaurants und Cafés. Man sieht, dass die Menschen das genießen und zelebrieren. Es gehört zum guten Leben dazu, und das ist wunderschöner Teil der Kultur.

Bayern 2-radioWelt: Sie werden als Brückenbauer bezeichnet. Kann man mit Essen Brücken bauen? Könnte das ein Weg auch für Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern sein?

Tom Franz: Die israelische Küche ist ein Konglomerat, eine Fusion verschiedener Küchen. Ich glaube schon, dass Essen bei der Völkerverbindung eine große Rolle spielen kann. Da, wo zusammen gekocht wird, entsteht eine Form von Teamwork. Da wird eine Gemeinschaft gegründet und gestärkt. In Israel leben ja 1,5 Millionen Palästinenser im Kernland mit den Juden zusammen. Und sie arbeiten auch in vielen Bereichen zusammen, insbesondere in Küchen. Wenn ich in Israel in eine Hotelküche gehe, dann finde ich dort mindestens 30 bis 50 Prozent palästinensische Araber. Teilweise sind auch die Chefköche Araber, z.B. im Hilton in Tel Aviv. Da arbeiten alle Hand in Hand.