1983 produziert Jean-Michel Basquiat, der Sohn karibischer Einwanderer, gemeinsam mit dem Rapper K-Rob und dessen Kollegen Rammellzee die Platte "Beat-Pop". Sie beschreibt sein Leben vom Graffitisprayer aus der Lumpenboheme zum Superstar.
Gemälde, Plattencover und Tagebuchaufzeichnungen
"Er hat im Atelier immer Musik gehört: den Bolero, klassischer Jazz. Er hat eigentlich kaum Hiphop gehört. Aber Musik war Teil seiner Kunst auch in einem anderen Maße: Einerseits hat er sich sehr auseinandergesetzt mit afroamerikanischen Jazzmusikern, auch diese Art der Collagierung und diese intuitive improvisationshafte Zusammenführung dieser verschiedenen Inhalte – hat auch viel mit der Improvisation im Jazz zu tun." Kurator Dieter Buchhart
Die Frankfurter Kunsthalle Schirn zeigt neben 100 Werken von Basquiat auch Plattencover, Postkarten, Tagebuchaufzeichnungen und Polaroids der Post-Punk-Prominenz jener Tage. Das ganze Umfeld also, in dem Basquiat lebte, tanzte, Musik machte, sich als DJ betätigte. Die Ausstellung will zeigen, welche Einflüsse der New Yorker Downtown-Szene Basquiat verarbeitete und wie er zu seinen Bildcollagen kam. Die einen verglichen seine totenkopfartigen Selbstporträts mit den Nadelstichen eines Vodoo-Zauberers, die anderen bezeichneten seine collagierten, in grelle Farben getunkten Bilder schlicht und zutreffend als "Augen-Rap".
Der steile Aufstieg des Basquiat
Sein erstes Bild verkaufte Basquiat an Debbie Harry, die mit ihm im Mudd-Club herumhing, für 200 Dollar. Vier Jahre später zahlte man für eins seiner Ölgemälde schon 20 000. Basquiat, so die Legende, lief herum mit Anzügen von Comme des Garcons, aus deren Taschen die Geldscheine quollen. Galeristen wie Annina Nosei, Bruno Bischofsberger oder Mary Boone lancierten seine Bilder zu Höchstpreisen auf dem Markt. Dazu kam die Freundschaft mit Andy Warhol, den er nach einem ersten Kennenlernen mit einem rasch gemalten Doppelporträt überraschte: Warhol mit zerzauster Perücke, Basquiat mit struppigen Dreadlocks.
Basquiat, kein Zweifel, war ein toller Typ, ein mitreißender Tänzer, ein Autodidakt, der zu nie gesehenen Bildformeln kam und mit den Porträts von afroamerikanischen Jazzmusikern, Boxern, Sportlern seine Hautfarbe zum Hoheitszeichen machte. Eine Ausstellung, die Spaß macht, auch wenn man die Behauptung ungebrochener Aktualität nicht ohne weiteres schlucken mag. Was man allerdings in der Schirn Kunsthalle begreift: Hier ist ein Künstler, der in nur zehn Jahren die Welt neu erfindet. Und so etwas verdient allemal Bewunderung und Respekt.
"Basquiat. Boom for Real" Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 16.2.-27.5.2018