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Der türkische Schriftsteller Burhan Sönmez

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Burhan Sönmez in Istanbul: Erzählen gegen die Angst

Burhan Sönmez in Istanbul: Erzählen gegen die Angst

Deniz Yücel ist frei. Über 100 andere Journalisten sind nach wie vor in Haft. Mit seinem zeitlos gültigen Roman „Istanbul, Istanbul“ beschreibt Burhan Sönmez die Gewalt in türkischen Gefängnissen und das Erzählen als Fluchtweg. Von Cornelia Zetzsche

„Mit dem Schmerz fühlen wir, wie die Zeit still steht, da gibt es weder Zukunft noch Vergangenheit, da sind wir gefangen im Moment des Jetzt.“ (B. Sönmez)

Schmerz als Motor des Lebens

Burhan Sönmez erlebte, wovon er schreibt: Mitte der 80er Jahre geriet er nach Studenten-Protesten in Haft. 1996 überlebte er als Menschenrechtsanwalt schwerverletzt einen Mordanschlag in Ankara.

„Eines Tages kamen sie, um mich zu töten. In den 90er Jahren wurden in den Straßen 17000 Zivilisten getötet. Ich war einer der wenigen, die diese Angriffe der türkischen Sicherheitskräfte überlebten.“ (B. Sönmez)

Die türkische Regierung führte damals einen gnadenlosen Krieg gegen die Kurden. Menschenrechtsverletzungen waren an der Tagesordnung, Und heute werden wieder kurdische Gebiete bombardiert, Oppositionelle mundtot gemacht.

„Wer nur das Wort „Frieden“ erwähnt, gilt als Feind und Terrorist.“ (B. Sönmez)

Niemand geht freiwillig

Burhan Sönmez könnte fortgehen, nach Cambridge etwa, wo er zehn Jahre im Exil lebte. Aber er war unglücklich als Flüchtling und wird gebraucht in der Türkei heute. Auch wenn vom Geist der Gezi-Park-Bewegung nichts geblieben scheint.

„5000 Akademiker wurden entlassen, die meisten hatten Gezi unterstützt. Über 50 000 Lehrer sind entlassen. Wir wurden systematisch gebrochen. Aber im Untergrund behalten die Menschen das Gefühl der Gezi-Park-Bewegung in ihren Herzen.“ (B. Sönmez)

Erzählen als Fluchtweg

In seinem Roman „Istanbul, Istanbul“ erzählt Burhan Sönmez von vier politischen Häftlingen in einem Istanbuler Gefängnis, in einer unterirdischen Zelle, 1 x 2 Meter nur, immer in Angst vor Verhören und Folter. In elf Kapiteln erzählen sie sich traurige, heitere, melancholische Geschichten von Istanbul und seinen Menschen. Erzählen gegen den Tod, wie in 1001 Nacht. Voller Hoffnung, wie ihr Autor:

„Die Hoffnung schöpfe ich nur aus mir selbst, aus meinem Leben, meiner Erfahrung, meinem Herzen.“ (B. Sönmez)

Burhan Sönmez: „Istanbul, Istanbul“, Übersetzung: Sabine Adatepe, btb, € 20,00