Bildrechte: Simon Fujuwara, Kunsthaus Bregenz | Foto: Markus Tretter

Hope House - Simon Fujiwara

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Das Anne Frank Haus als "Hope House" im Kunsthaus Bregenz

"Das Projekt ist keine Parodie des Kapitalismus, es zeigt den Kapitalismus", sagt der Brite Simon Fujiwara. Er rekonstruiert das erfolgreich vermarktete Anne Frank Haus im Kunsthaus Bregenz - und nennt es "Hope House". Von Iris Buchheim

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Historische Stätten garantieren echte Gefühle, Erfahrungen und Erlebnisse - oder? Was aber ist, wenn diese Stätten nur rekonstruiert sind? Solche Fragen stellt Simon Fujiwara mit seiner gigantischen Rekonstruktion des Anne Frank-Hauses in Amsterdam, das selbst weitgehend rekonstruiert ist: Das Haus in der Prinsengracht 263 ist als Gedenkstätte und Museum möglichst originalgetreu nachgebaut worden, nur noch wenige Spuren im Haus stammen direkt von der zwischen 1942 bis 1945 im Hinterhaus der Prinsengracht wohnenden Familie Frank. Bei Fujiwaras "Hope House" handelt es sich also um eine Rekonstruktion der Rekonstruktion des ursprünglichen Verstecks an der Prinsengracht.

Bausatz mit Partizipation und Emotion

Auf die Idee zu dem Werk kam der britische Künstler bei seinem Besuch in dem Amsterdamer Museum. Er erfuhr, dass dieser Publikumsmagnet weitgehend rekonstruiert ist - fast ein Fake mit überzeugendem historischen Anstrich - und entdeckte im Museumsshop einen Bausatz des Hauses samt Bastelanleitung und Hintergrundinformationen über die Versteckten und ihre HelferInnen. Alles käuflich in einer Packung: Partizipation, Erinnerung, Emotion.

Statt im 40-Zentimentermaß baut der Künstler, der sich schon lange mit Authentizität und Vermarktung von Emotionen und Orten auseinandersetzt, diese Gedenkstätte in Originalgröße nach - und hat es jetzt in den minimalistischen Bau von Peter Zumthor eingepasst.

Spuren von Bewohnern - und viel Kunst im Hope House

Anders als das Amsterdamer Museum gibt das rekonstruierte Anne Frank Haus in Bregenz nicht vor, echt zu sein. Im Gegenteil: Es täuscht betont Lebendigkeit vor - mit weißer Wäsche auf dem Dachboden und Katzenstreu. Zwischen, neben und über den nachgebauten Möbeln der Anne Frank - dem Schreibtisch und dem Drehregal - befinden sich aktuelle Popstar-Fotos und viele Werke von Simon Fujiwara selbst: In dem Hope House begegnen wir vor allem uns selbst - und dem Künstler des Hauses, der hier einen gigantischen Schaukasten für seine Werke geschaffen hat. Simon Fujiwara macht aus der Vermarktung dieses Erinnerungsortes keinen Hehl. Er sagt über sein Hope House : "Das Projekt ist keine Parodie des Kapitalismus, es zeigt den Kapitalismus."