An Weihnachten startet der japanische Film „Shoplifters - Familienbande“ der dieses Jahr in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat. Ein kunstvolles Drama über eine Außenseiterfamilie der etwas anderen Art: das Geld reicht kaum zum Leben, also gehen sie auf Einkaufstour, ohne zu bezahlen. Der Film zeigt Vater und Sohn als ein eingespieltes Team.
Regisseur Hirokazu Kore-eda zeichnet das liebevolle Portrait einer fünfköpfigen Familie, deren wahre verwandtschaftliche Verhältnisse nur nach und nach enthüllt werden. Brisant: In einer kalten Winternacht entdecken sie die kleine Yuri und nehmen sie bei sich auf. Zunächst gibt es Bedenken. Was, wenn die Behörden und die Eltern von einer Entführung ausgehen? Doch die Eltern suchen nicht nach Yuri. Und das in einer Gesellschaft, in der Familie und Blutsverwandtschaft von zentraler Bedeutung ist ...
Dazu Regisseur Hirokazu Kore-eda:
Sie gelten als Außenseiter am unteren Ende der Gesellschaft, als Sozialschmarotzer, aber so sehe ich sie nicht. Leider gelten sie in den Augen vieler nur als wertlose Kriminelle, die ausgeschlossen gehören. Integration gibt es kaum.
Kore-eda spürt nach, wie sich die Werte der japanischen Gesellschaft verändern. Und fordert dabei auch uns Zuschauer auf, über Recht und Unrecht nachzudenken. „Shoplifters“ - in seiner zarten, leisen Machart steckt ein radikales, bewegendes Manifest für mehr Menschlichkeit und soziale Wärme.
Ein würdiger Gewinner der Goldenen Palme, und für uns einer der Filme des Jahres. Japan schickt „Shoplifters“ übrigens ins Rennen um den Auslandsoscar.
Trotz Berufsverbots einen neuen Film gedreht: Jafar Panahi
Ein weiterer hochpolitischer Film, der in Cannes den Preis für das Beste Drehbuch gewann, kommt ebenfalls ins Kino. „Drei Gesichter“ von Jafar Panahi. Zusammen mit der iranischen Star-Schauspierlin Behnaz Jafari steht Panahi hier selbst vor der Kamera. Ein Spiel mit Fakt und Fiktion, Seitenhiebe auf die Regierung inklusive. In „Drei Gesichter“ gehen sie dem Hilferuf einer Schauspielschülerin auf dem Land nach.
Behnaz Jafari:
Wir waren immer unter enormen Zeitdruck. Jafar kommt zwar aus der Region, in der wir gedreht haben, da sind ihm viele wohlgesonnen. Trotzdem durften in dem Dorf nicht zu viele von den Dreharbeiten wissen. Also mussten wir schnell sein, und durften uns nicht versprechen. Wir konnten nur wenige Szenen wiederholen.
Eine sehenswerte Reise, die viel über die Rolle der Frauen im Iran erzählt und über die Welt der Verbote, die auf mitunter skurrile Art immer wieder umgangen werden.