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Nicolaus Schafhausen

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Eklat wegen Rechtsregierung: Nicolaus Schafhausen verlässt Wien

Eklat wegen Rechtsregierung: Nicolaus Schafhausen verlässt Wien

Das ist ein Abgang mit Donnerhall: Weil die "Wirkungsmächtigkeit von Kulturinstitutionen" wegen der "nationalistischen Politik" in Österreich "stark eingeschränkt" sei, nimmt der Wiener Kunsthallen-Chef Ende März 2019 seinen Hut. Von Peter Jungblut

Für ihn, so Schafhausen in einem schriftlichen Statement, gehe es "nicht so weiter wie bisher". Die Kunsthalle Wien sei ein Ort, der "auf gesellschaftliche Veränderungen" reagiere und "alles andere als statisch" sein solle. Der Vertrag des Kunstmanagers läuft eigentlich noch bis 2022, doch im aktuellen politischen Klima in Österreich will er nicht mehr so lange arbeiten und kündigte für den 31. März 2019 seinen Abgang an:

In Zeiten rechtspopulistischer Bewegungen und neuer politischer Kontexte, die sich nicht selbstkritisch hinterfragend mit unserer Zukunft und Vergangenheit auseinandersetzen, wird künftig ein wesentlich offensiverer und stärkerer Rückhalt von Seiten der unabhängigen staatlichen Institutionen und Verwaltungen für Kulturinstitutionen, die sich gesellschaftlich und künstlerisch den komplexen Herausforderungen der Zeit stellen, erforderlich sein. Ich sehe es als logische und konsequente Weiterentwicklung meiner bisherigen Arbeit, zukünftig die Produktionsbedingungen und Möglichkeiten von Kulturdiskurs im institutionellen Kontext auf einer sehr viel grundsätzlicheren Verhandlungsebene als sie innerhalb einer klassischen Institution machbar oder sinnvoll ist, zu untersuchen und zu gestalten. Nicolaus Schafhausen

"Wunsch nach Veränderung"

Auf die "verbleibende Zeit des Übergangs" freue er sich nichtsdestotrotz, so Schafhausen (53). Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny will dessen "Wunsch nach Veränderung" respektieren und lobte den Kunstmanager, dieser habe die "Internationalisierung der Kunsthalle" vorangetrieben und das Haus "an der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst, Wissenschaft und Politik positioniert".

Die Kunsthalle ist heute ein offener Ort, der mit Ausstellungen, diskursiven und performativen Programmen sowie zukunftsweisenden Formaten relevante gesellschaftspolitische Fragestellungen aufgreift. Nicolaus Schafhausen hat als internationaler Kulturmanager mit Veränderungs-und Gestaltungswillen das Haus weit geöffnet, politische Themen in den Mittelpunkt gerückt und den Fokus auf Vermittlungsarbeit und Kommunikation gerichtet. - Andreas Mailath-Pokorny

"Neue Wege"

Schafhausen war seit 2012 Chef der Kunsthalle in Wien, zuvor arbeitete er als Galerist ("Lukas & Hoffmann") und kuratierte so prominente Künstler wie Olafur Eliasson und Carsten Höller. In den neunziger Jahren war er als Leiter des Künstlerhauses Stuttgart und als Direktor des Frankfurter Kunstvereins tätig. Zwei Mal war er für den deutschen Beitrag auf der Kunst-Biennale in Venedig verantwortlich. Ab Frühjahr 2019 wolle er "neue Wege" beschreiten, so Schafhausen.