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Friedenspreis des deutschen Buchhandels für Aleida und Jan Assmann

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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Aleida und Jan Assmann

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Aleida und Jan Assmann

Man kann über das alte Ägypten oder Literaturgeschichte forschen und dabei viel über die Gegenwart lernen, das haben Aleida und Jan Assmann eindrucksvoll gezeigt. Nun werden sie für ihre Arbeit zu Erinnerungskultur und Gewaltgeschichte geehrt.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Mit der Auszeichnung ehrt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ein Forscherpaar, das sich, wie es in der Begründung der Jury heißt, „seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriert und ergänzt.“ Ihr wohl wichtigstes Projekt sind ihre Arbeiten zum „Kulturellen Gedächtnis“, also zur Frage, welches Selbstverständnis eine Kultur späteren Generationen eigentlich von sich vermitteln will.

Vom fragilen Selbstverständnis der Kulturen

Dass ein solches Gedächtnis immer auch von politischen Strategien bestimmt ist, zeigt sich nicht erst in aktuellen Debatten etwa um die deutsche Erinnerungskultur: Der archäologisch und in den Akten nicht belegte Auszug des Volkes Israel aus Ägypten ist ein historisches Beispiel, wie bedeutsam Erinnerungskulturen für das Selbstverständnis von Völkern und Kulturen sein können. Der Stiftungsrat des Friedenspreises stellt diese Forschungen des Forscher-Paars Aleida und Jan Assmann ausdrücklich in einen aktuellen Kontext.

„Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann greift mit ihren wissenschaftlich fundierten Studien engagiert die immer wieder neu virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf. Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leistet sie in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation. Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist.“ Begründung des Stiftungsrates

Religion und Gewalt

Jan Assmann, Ägyptologe und Archäologe, wird für sein umfangreiches wissenschaftliches Werk geehrt, durch das er internationale Debatten „um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit“ angestoßen habe.

„Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leistet er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute.“ Begründung des Stiftungsrates

Mit Aleida und Jan Assmann wird der seltene Fall eines Paars geehrt, dessen wissenschaftliche Arbeit ganz eng verknüpft ist. Beide waren Professoren an der Universität Konstanz. Jan Assmann, der seine wissenschaftliche Laufbahn am Deutschen Ärchäologischen Institut in Kairo begann, wo er prominente Grabungen wie jene in Luxor leitete, wurde vor allem durch seine Thesen zum Zusammenhang von Monotheismus und Gewalt bekannt. Seine Frau Aleida, die zahlreiche Arbeiten zur Erinnerungskultur und politischem Gedächtnis vorgelegt hat, veröffentlichte zuletzt „Menschenrechte und Menschenpflichten“, ein Buch, das sich angesichts der Fluchtbewegungen der Gegenwart auf die Suche nach einem neuen Gesellschaftsvertrag macht.

Ein Preis für Verständigungsarbeit

Seit 1950 verleiht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Preis. Er soll an Persönlichkeiten vergeben werden, die „in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen“ haben. Derzeit ist er mit 25.000 Euro dotiert, aufgebracht von Verlegern und Buchhändlern. Im vergangenen Jahr wurde die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood ausgezeichnet, davor ging der Preis an die Journalistin Carolin Emcke (2016) und den deutsch-iranischen Schriftsteller Navid Kermani (2015). Der Preis an Aleida und Jan Assmann wird am 14. Oktober 2018 in der Frankfurter Paulskirche verliehen.