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Höllentrip ins Jahr 1967: "Detroit" von Kathryn Bigelow

Höllentrip ins Jahr 1967: "Detroit" von Kathryn Bigelow

2013 meldete Detroit Insolvenz an, wer konnte, war weg - noch heute gilt die Stadt als die gefährlichste der USA. Aber wirklich gut waren auch die alten Zeiten der Autostadt nicht. Das zeigt der neue Film von Kathryn Bigelow. Von Christian Alt

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Im Zentrum von "Detroit" steht eine sehr lange Szene. Fast eine ganze Stunde sieht man weißen Polizisten dabei zu, wie sie eine Gruppe schwarzer Teenager in einem Motel zusammenschlagen, sie mit der Waffe bedrohen, erniedrigen und schlussendlich drei von ihnen erschießen. Wir werden Zeuge der stumpfen, rassistischen Gewalt, die Kathryn Bigelow in unsere Köpfe prügelt.

Detroit im Ausnahmezustand

Es ist der 25. Juli 1967. Seit drei Tagen ist Detroit schon im Ausnahmezustand, nachdem die Polizei einen schwarzen Nachtklub stürmt, kommt es zu Ausschreitungen. Eine Gruppe schwarzer Teenager sucht Zuflucht im Algiers Motel. Während draußen eine unheilige Allianz aus Nationalgarde, Polizei und privaten Sicherheitsfirmen aufmarschiert, machen die Teenager im Hotel, was Teenager so machen: Es wird getrunken, geflirtet und gefeiert. Aber dann schießt irgendwo draußen jemand mit einer Spielzeugpistole auf die Polizisten. Die glauben, dass die Schüsse aus dem Motel kommen und rücken in Truppenstärke ein.

"Was mich an dieser Geschichte von Anfang an interessiert hat, ist, wie sehr sie in den 60ern verankert ist, aber dann eben zeitlos scheint. Wir erleben eine Krise unserer gesellschaftlichen Verbindung. Die können wir nur überwinden, wenn wir miteinander reden." Kathryn Bigelow

Das System des Rassismus

Bigelow sieht ihren Film als Gesprächsangebot und -stoff. Das funktioniert - immer wieder lassen sich konkrete Bezüge zur Gegenwart herstellen. Doch die Regisseurin macht einen rassistischen Polizisten zum Dämon - so gelingt es ihr nicht, das System anzugreifen, das einen solchen Rassismus ermöglicht, ihn wachsen und gedeihen lässt.

Kein perfekter, aber ein kraftvoller Film

Ein perfekter Film ist "Detroit" nicht – dafür aber ein interessanter. Gerade durch die Unwucht, durch die fast einstündige Szene in der Mitte gewinnt der Film an Kraft. Und wahrscheinlich hätte auch nur Kathryn Bigelow diese Szene inszenieren können, die beste Action-Regisseurin Hollywoods. Hier sitzt jeder Handgriff, jeder Schnitt, jeder Schuss. Denn diese Unwucht macht aus einem konventionellen Historien-Drama einen Horrorfilm. Einen Horrorfilm, den man so schnell nicht aus dem Kopf bekommt