Derzeit arbeitet Mbembe in Johannesburg am Institut für soziale und wirtschaftliche Studien der dortigen Witwatersrand-Universität. Der Forscher beschäftigt sich intensiv mit den Strukturen, die Rassismus fördern, auch mit dem Erbe des wirtschaftlichen und intellektuellen Kolonialismus, an dem Afrika wie Europa schwer tragen. Seinen Doktor machte Mbembe an der Sorbonne in Paris, ging später an die Columbia University nach New York, wechselte nach Washington D.C., arbeitete in Pennsylvania, in Dakar (Senegal) und Kalifornien. Seine wissenschaftliche Kompetenz ist beeindruckend. Den mit 10 000 Euro dotierten Ernst-Bloch-Preis wird Mbembe am 15. November entgegen nehmen. Mit der Auszeichnung erinnert Ludwigshafen alle drei Jahre an den berühmten Philosophen, einem Sohn der Stadt.
"Chaos und Tod auslagern funktioniert nicht"
Sein Buch "Politik der Feindschaft" (2017) wurde für seinen "drastischen, moralischen Ton" gelobt, mit dem Mbembe seine Leser aufrütteln will. Dabei geht es ihm um Kritik an Ausgrenzung und Abschottung, den großen Themen der Industriegesellschaften, die um ihren Wohlstand fürchten:
Man kann die eigene Heimat nicht mehr zu einem sicheren Ort machen, indem man Chaos und Tod in die Ferne zu den Anderen auslagert. Früher oder später wird man in der Heimat ernten, was man in der Ferne gesät hat. - Achille Mbembe
"Idiotischer Nanorassismus"
Mit scharfem Blick für die Verlogenheit des "Westens" geißelt Mbembe einen von ihm festgestellten "Nanorassismus":
In dieser von Profitgier beherrschten Zeit begünstigt die Mischung aus Lüsternheit, Brutalität und Sinnlichkeit die Aufnahme des Rassismus durch die 'Gesellschaft des Spektakels' und seine Molekularisierung durch die Dispositive des heutigen Konsums. Ein ausgelassener, fideler, ganz und gar idiotischer Nanorassismus, der sich vergnügt in seiner Ignoranz ergeht und das Recht auf Dummheit und die ihr zugrunde liegende Gewalt beansprucht – das also ist der Zeitgeist. - Achille Mbembe
Auf höchstem intellektuellen Niveau
Für sein Buch "Kritik der schwarzen Vernunft" bekam Mbembe 2015 den Geschwister-Scholl-Preis. Auch darin setzte er sich mit dem weltweiten Kapitalismus auseinander, der einem modernen "Sklavenhandel" gleich komme. Die Sklaven seien das "menschliche Metall, die menschliche Ware und das menschliche Geld" früherer wie heutiger Zeiten. Dabei bedient sich Mbembe in seiner Analyse an den Konzepten von so klangvollen Denkern wie Karl Marx, Sigmund Freud, Michel Foucault, Gilles Deleuze und Frantz Fanon, argumentiert also auf höchstem Niveau, was die Lektüre seiner Bücher bisweilen anstrengend macht, aber nichtsdestotrotz anregend.