Im 18. Jahrhundert gab es noch vieles, was die Menschen staunen ließ. In sogenannten "Schatz- und Wunderkammern" bewahrten Fürsten oder betuchte Bürger Artefakte aus aller Welt auf: Korallen, Masken, das Horn eines Rhinozeros, Straußeneier, Muscheln oder Pfauenfedern neben Münzen, Schmuck und Gemälden. "Das lag alles gleichwertig nebeneinander, weil man sich nicht gescheut hat, sich in diesen Wunderkammern wirklich zu wundern wie ein Kind", erklärt Wolfgang Reddig, der Leiter des Markgrafenmuseums in Ansbach.
Staunen durften nur die Fürsten
Solche Schatz- und Wunderkammern hatten in der Barockzeit viele Fürstenhöfe, auch der Markgraf von Ansbach. Wundern und Staunen durften aber nur die hohen Herrschaften – öffentlich zugängliche Museen waren die Wunderkammern nicht. Auch ein Erdglobus des Nürnberger Globenmachers Johann Ludwig Andreae aus dem Jahr 1711, ein Glanzstück der Ausstellung, war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Das ansbachische Wappen, das auf dem schön gearbeiteten Globus aus Pappmaché und Holz östlich von Neuseeland prangt, zeugt davon. Leisten konnte sich so einen Globus im kunstvollen barocken Gestell nur, wer viel Geld hatte. Das Kunstkammerverzeichnis der Ansbacher Residenz von 1686 listet allein 400 Gemälde auf, darunter zehn Folianten mit Handzeichnungen von Dürer, Grünewald, Holbein und Rembrandt. Die Schatzkammer selbst erstreckte sich über fünf Fenster im Obergeschoss der Ansbacher Residenz.
Ansbacher Soldaten kämpften für England
Um Wunderkammern unterhalten zu können, mussten die Fürsten gut bei Kasse sein. Durch den Handel mit Soldaten füllten sie ihren Geldbeutel. Fast 30.000 Soldaten zogen von Europa aus in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1777–1783). Der Markgraf von Ansbach-Bayreuth etwa entlieh fast 2.400 Soldaten an die englische Krone. Stellvertretend für viele stellt die Ansbacher Ausstellung einen von ihnen vor. Johann Conrad Döhla führte Tagebuch und berichtete zum Beispiel von einer Revolte seiner Truppe, die gerade erst bis Ochsenfurt gekommen war:
"Früh mit Tagesanbruch machte das Anspacher Regiment den Anfang dazu, indem da ein Schiff von ihnen nahe am Lande vor Anker lag, so legten sie ein langes Brett vom Schiff ans Land heraus und gingen alle aus diesem Schiff an Land. (Sie gingen) mit Gewalt und ohne Erlaubnis der Herren Offiziere aus den Schiffen, so daß in einer Stund kein Soldat (...) mehr in Schiffen anzutreffen war, alles war in der größten Furie aufgebracht". Johann Conrad Döhla, Soldat des Markgrafen Ansbach-Bayreuth am 10. März 1777
Eine Menge Plunder
Erst im 19. Jahrhundert lösten Museen die fürstlichen Kabinette der Kuriositäten ab. Aber schon die Aufklärung ging kritisch mit dem Phänomen der Schatz- und Wunderkammern um. Spitzzüngig bezeichnete Georg Christoph Lichtenberg ihren Inhalt als "eine Menge unnützen Plunders".
Ein Besuch in der Wunderkammer des Markgrafen ist bis zum 10. Juni 2018 möglich. Die Ausstellung "Die Flotte des Markgrafen" im Markgrafenmuseum Ansbach ist täglich außer montags von 10.00-17.00 Uhr geöffnet, ab Mai auch an jedem Montag.