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Bachtyar Ali

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Kurdischer Schriftsteller: Bachtyar Ali und sein neuer Roman

Der Kurde Bachtyar Ali kam vor 20 Jahren als Flüchtling nach Deutschland. Sein Roman "Die Stadt der weißen Musiker" erzählt von den realen Grausamkeiten der jüngeren Geschichte - mit den Mitteln eines orientalischen Märchens. Von Cornelia Zetzsche

Über dieses Thema berichtet: Diwan - Das Büchermagazin am .

Dschaladat Kotr, der Held in Bachtyars Roman, wird vom Flötenvirtuosen zum Flüchtling und zur Legende. Sein Spiel als Kind verzaubert die Menschen, mit seinem Freund, dem Sufi-Musiker Ishaki, gerät er in die Wirren des Krieges, überlebt als einziger ein Massaker und wird in ein Wüsten-Bordell gerettet, wo er sich in die Prostituierte Dalia verliebt. Wie alle Figuren im neuen Roman von Bachtyar Ali taumelt er durch das Inferno der Gewalt.

Ein Märchen über den Krieg

"Die Stadt der weißen Musiker" spielt im autonomen Kurdistan im Norden Iraks während er 80er-, 90er-Jahre: Der iranisch-irakische Krieg hat alles verwüstet, innerkurdische Konflikte malträtieren die Bevölkerung, Saddam Hussein führt einen Vernichtungskrieg gegen die Kurden. Bachtyar Ali erzählt das alles aber eben nicht realistisch, sondern als Märchen aus 1001 Nacht mit Dutzenden Binnengeschichten. Grausamkeit beantwortet er mit Poesie, die Flucht der Menschen vor Saddams Truppen choreografiert er als Totentanz.

"Es gibt immer diesen Konflikt zwischen Wahrheit und Schönheit. Sollen wir die Wahrheit erzählen oder Schönheit produzieren? Das ist ein ewiger Konflikt innerhalb der Kunst und der Erzählung. Für mich als Autor ist Schönheit wichtiger, denn die Schönheit hat die große Fähigkeit, immer hier zu sein, universal zu sein, aber die Wahrheit ist relativ und zeitgebunden." Bachtyar Ali

Ein Simplicissimus des Orients

Bachtyar Ali, in seiner kurdischen Heimat ein Star, erfindet mit Dschaladat einen Simplicissimus des Orients. Virtuos verbindet er Erzähltechniken der westlichen Moderne mit orientalischen Erzähltraditionen und eindringlichen Bildern. Die Kurden befinden sich mitten in einer Gewaltspirale, sagt der Autor: "Um die Kurden zu kontrollieren, braucht man einen starken Arm, und ein starker Arm braucht starke nationalistische Gefühle, und starke nationalistische Gefühle brauchen eine Diktatur." Mit dem Unabhängigkeitsreferendum sei die Situation nun weiter eskaliert.

"Die Stadt der weißen Musiker" ist im Unionsverlag erschienen.