Anfänge des Terrors
Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag, mit einem Inferno 1979 in der Großen Moschee in Mekka: mit Blut und Tränengas im Heiligen Bezirk. Islamisten stürmen die Moschee und nehmen Geiseln. Ein Schlüsselereignis in der Entwicklung des Islamismus.
„Diese Geschichte von der Besetzung der Heiligen Moschee 1979 hatte ich immer im Kopf, ich hatte Angst, mich dem Thema zu nähern, aber die Geschichte verfolgte mich.“ (Raja Alem)
Die Story
Saifallah, ein islamistischer Kämpfer, „das Schwert Gottes“, nimmt einen französischen Soldaten als Geisel und entpuppt sich später als junge Frau, als Sarab, die sich in diesen Franzosen verliebt. Die beiden können entkommen, erleben aber den Horror, die Gewalt des religiösen Fundamentalismus.
„Ich habe viel recherchiert, über Sprengstoff etwa. Aber meine Hauptinformation kam von einem Mann, der wirklich an der Besatzung beteiligt war und fliehen konnte. Er war der Ursprung meines Muts, mich in diese Geschichte zu begeben.“ (Raja Alem)
Suspense
Im Rückblick erweist sich Sarab als Beduinenmädchen, das keine Tochter sein durfte und dem Bruder zu radikalen Islamisten folgte. Raja Alem erzählt spannend, teils atemlos von Liebe und Macht, religiösen Terror und Emanzipation und hinterfragt Grenzen, auch die der Geschlechter.
„Begrenzungen nerven mich. Wir sind nicht männlich oder weiblich, ich glaube an ein androgynes Wesen. Im Buch trainierte die Mutter Sarab nicht nur eine Feindin anderer zu sein, sondern sogar eine Feindin ihrer selbst, ihres Lebens. Sarab bewegt sich zwischen ihrer Existenz als Mann oder Frau, als Terrorist der als Mensch, der das Leben genießt. Für mich ist das eine grundlegende Frage.“ (Raja Alem)
Raja Alem: „Sarab“, Übersetzung: Hartmut Fähndrich, Unionsverlag 24 €