Vor dem Eingang steht das neue Emblem des Künstlerhauses: eine rosarote Fahne aus Stahl.
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Kultur hat hier eine lange Geschichte: Das Nürnberger Künstlerhaus eröffnet wieder. Die erste Feuerprobe ist das Menschenrechtsfilmfestival.

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Nürnberger Künstlerhaus: Eröffnung in Etappen

Das legendäre KOMM in Nürnberg ist Geschichte. An gleicher Stelle will das Künstlerhaus nach langer Renovierung zum neuen Kultur-Magneten werden: Werkstätten, Vereine, Gastronomie und Kino sollen wieder unter einem gemeinsamen Dach vereint sein.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Bis Weihnachten soll die Sanierung abgeschlossen sein. Das erhofft sich jedenfalls das Nürnberger Bauamt. Bis dahin müssen vor allem noch brandschutztechnische Auflagen erfüllt sein. Doch die meisten Baumaßnahmen sind schon fertig. Bereits am 27. September wird im Festsaal des Künstlerhauses das Menschenrechtsfilmfestival eröffnet. Nach und nach sollen dann Werkstätten, Vereine, Gastronomie und Kino wieder unter einem gemeinsamen Dach vereint sein.

Seit 1996 wurde das Künstlerhaus in mehreren Bauabschnitten saniert. Die Kosten für den dritten Bauabschnitt, der 7.160 Quadratmeter umfasst, belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro. Noch liegt Baumaterial herum, Kabelgewirr quillt aus den Wänden und die Inneneinrichtung fehlt. Doch alle arbeiten unter Hochdruck, dass hier schon bald viele Veranstaltungen über die Bühne gehen können.

Sanierung zeigt Spuren der Vergangenheit

"Es ist keine Luxussanierung, die Zeichen der wechselvollen Geschichte des Künstlerhauses blieben erhalten." Das ist für Anna Schwarm, Sprecherin des Künstlerhauses, der Kern der vierjährigen Sanierung. So sind die Spuren der Zeit weitgehend erhalten: Einschusslöcher aus den letzten Kriegstagen an der Sandsteinfassade, aber auch die Graffitis aus den 1970er-Jahren im großen Treppenhaus oder Aufkleber im ehemaligen Zentralcafé.

Kunst und Kontroversen

Am 3. Juli 1910 öffnete das Künstlerhaus nach vier Jahren Bauzeit. Als Anlaufstelle für fränkische Künstlervereine entstand hier die erste städtische Kunstsammlung. 1933 von den Nationalsozialisten zweckentfremdet, nach dem Krieg von der US-Army zu einem Veranstaltungsort für Offiziere umfunktioniert.

1973 entstand hier eines der ersten Jugendkommunikationszentren Deutschlands in Selbstverwaltung, das sogenannte KOMM: Ein basisdemokratisch organisierter Ort für junge Menschen, die sich hier in Vereinen und Werkstätten organisierten.

Eine Geschichte mit bundesweiten Schlagzeilen

Am 5. März 1981 kam es im Nürnberger KOMM, dem jetzigen Künstlerhaus, zu einem Ereignis, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte: Die Polizei stürmt das Gebäude, 141 Menschen werden verhaftet, viele von ihnen minderjährig. Ihnen wird einzig die Nähe zur Hausbesetzerszene vorgeworfen. Nach zwei Wochen kommen alle wieder frei - damals ein großer Justizskandal.

Das neue Markenzeichen

Auch wenn die wechselvolle Geschichte – die "KOMM-Zeiten" – nach der Sanierung noch spürbar sind, ist vieles neu. Für die Besucher ist der Haupteingang am offensichtlichsten: Ein zentrales, dreigeteiltes Portal direkt an der Stadtmauer am Königstorgraben. Vor dem Eingang ist das neue Emblem nicht zu übersehen: eine rosarote Fahne aus Stahl.

Drei große Portale bitten die Besucher hinein in Nürnbergs größtes Kulturzentrum. Pro Jahr werden für die geplanten 4.000 Veranstaltungen rund 400.000 Besucher erwartet. Das ganze Haus ist jetzt barrierefrei – über eine Brücke kann auch der große Biergarten erreicht werden. Neu ist auch ein Werkstättenhof, in dem zum Beispiel Steinmetze arbeiten können.

Club und Festsaal: Das sind die Eröffnungspläne

Viele regionale Künstler sollen im neuen Künstlerhaus wieder ihren Platz finden. Daher wurde im Erdgeschoss ein neuer Raum ausgehoben und gebaut: Auf 170 Quadratmetern ist ein Club für Musikkonzerte, Lesungen und Vortragsabende entstanden, mit Platz für 200 Besucher.

Der Festsaal war und ist das Herzstück des Künstlerhauses. Früher mit einer eher provisorischen Guckkasten-Bühne ausgestattet, verfügt er heute über die modernste Veranstaltungstechnik. Feste Einbauten, wie eine abgehängte Decke, sind verschwunden. Der Saal verfügt stattdessen über eine versenkbare Bühne und eine ausfahrbare Tribüne. Genau in diesem Festsaal wird am 27. September das Menschenrechtsfilmfestival eröffnet. Ende Dezember sollen dann alle Räume wieder zugänglich sein, im Künstlerhaus im Herzen der Nürnberger Altstadt.

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