Bildrechte: Picture alliance/dpa/Yamen Hussein/Montage: BR
Audiobeitrag

Dichter im Dialog: Said und Yamen Hussein

Bildbeitrag
> Kultur >

„salam, yamen“ – „Lieber Said“

„salam, yamen“ – „Lieber Said“

Said, der vor Jahrzehnten Irans Diktaturen entkam und Yamen Hussein aus Syrien, zwei Dichter, zwei Flüchtlinge, über Heimatverlust, Sprache, Gewalt und Poesie. Ein Dialog in Briefen und Gedichten, als Buch mit CD. Von Cornelia Zetzsche

Der eine ist 35, der andere 71 Jahre alt, beiden gemeinsam die Ankunft in der Fremde. Yamen Hussein floh 2013 aus Syrien und kam 2014 über den Libanon und die Türkei nach Deutschland. Der Dichter Said stammt aus Teheran, wollte 1965 in München studieren und blieb:

„ein flüchtling, seit beinah fünfzig jahren“ (Said)

Deutsch als Zuflucht

Said fand im Deutschen sein Zuhause und seit 1975 seine literarische Ausdrucksform. Er wurde zum preisgekrönten Poeten, war PEN-Präsident und schreibt, in Lyrik und Prosa, über die Kindheit in Teheran, die fremde Mutter, die er erst mit 43 Jahren kennenlernte, den Terror der Islamisten.

„ salam yamen, sei du herzlich willkommen in deutschland, im territorium der deutschen sprache, seiner eigentlichen gastgeberin“,

begrüßt Said den Dichter-Kollegen aus Syrien. Und der antwortet:

"Die Tür war geöffnet, einen Spalt breit,/ ein Riss in der Wand./ Ich trat ein,/ konnte den Rucksack nicht ablegen,/ er war mit meinem Rücken verwachsen/ wie ein siamesischer Zwilling./ Also legte ich meine Schultern ab,/ damit sie sich ausruhten …"

Schrei in die Welt

Yamen Hussein aus Homs war mit kritischen Artikeln gegen die Eingriffe des Staates in die Pressefreiheit ins Visier der Machthaber geraten war, seinen Studienplatz verlor, das „Nabd Bündnis für die Jugend Syriens“ mitbegründet hatte und vom Geheimdienst bedroht wurde. Ein politischer Kopf, ein Poet, ein Geflüchteter, dem die Sprache, die Straßen, die Musik ein Trost waren. Ein Exilant, der zurück möchte und der Said antwortet:

„Ich habe Angst, Du zu werden, ein „flüchtling seit bald fünfzig jahren“.

Yamen Hussein und Said, zwei Literaten, zwei Exilanten über Heimatverlust, Sprache, Gewalt, Poesie und die Pflicht, Zeugnis abzulegen.

„Wir haben in die Welt geschrien und geschrien.“ (Yamen Hussein)

„salam, yamen“ – „Lieber Said“, Dialog in Briefen und Gedichten, Arabisch-Deutsch, Übersetzung: Leila Chammaa, Kenan Khadaj, Buch und CD Kirchheim Verlag München, eine Koproduktion des BR mit dem PEN und dem Literaturhaus München, 19,99