"Manta Manta – Zwoter Teil" – Schweiger erinnert (sich) an seinen 90er-Jahre-Kinoerfolg
Vor 30 Jahren schrieb Til Schweiger mit einem aufgemotzten Opel Manta deutsche Kino-Geschichte. Für Berti und die Uschi, ein Liebespaar aus dem Arbeitermilieu, gespielt von Til Schweiger und Tina Ruland, war es ein turbulenter Start ins Eheleben. Schweiger und Ruland hoben ab in den Karrierehimmel. Lang ist’s her.
Schweiger, mittlerweile einer der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands, kehrt nun zurück als Berti in "Manta Manta – Zwoter Teil". Die Fortsetzung des 90er-Jahre-Erfolgsfilms bietet die alte Crew und natürlich einige neue Figuren. Aber Regisseur Til Schweiger inszeniert vor allem sich selbst. Als Automechaniker, der in Geldnöten bei einem Autorennen noch einmal alles riskiert. Herausgekommen ist ein Schleuderkurs zwischen oft seichten Witzen und raren nostalgischen Momenten. Eher Kino-Fast-Food als zwoter Kult-Film.
"The Ordinaries" – Originelle, preisgekrönte Gesellschaftskomödie über die Welt der Statisten und Nebenrollen
Die 16-jährige Paula hat einen großen Traum: Sie will wie ihr Vater eine Hauptfigur werden. Derzeit ist Paula noch Nebenfigur in "The Ordinaries" von Sophie Linnenbaum. Eine Geschichte angesiedelt in einer künstlich-skurrilen Welt, einer Klassengesellschaft aus Filmfiguren, Statisten, Nebenfiguren. Und eine Gesellschaft nicht ohne Schattenseiten: Filmfehler werden ausgegrenzt.
Regisseurin Sophie Linnenbaum präsentiert hier ein spannendes, kluges Filmexperiment: "Es geht definitiv um die systemischen Fragen von Ausgrenzung, Diskriminierung und was dahintersteht, wer davon profitiert und die Oberschicht sind die Hauptfiguren, die Mittelschicht sind die Nebenfiguren, die einfach ihren Hintergrund gestalten, monoton, grau und nur zuarbeiten und ganz am Rande da leben die Outtakes, die Aussortierten. Die Leute mit Filmfehlern, die falsch geschnitten werden. "
Belohnt wurde Linnenbaum 2022 beim Filmfest München für Regie und Produktion beim Förderpreis Neues Deutsches Kino, dazu gewann der Film noch der "First Steps-Award"- ein vielfach preisgekröntes Werk. "Das ist absolut größenwahnsinnig. Aber gleichzeitig vielleicht auch die einzige Möglichkeit, das als Abschlussfilm zu machen oder sonst erst in 20 Jahren. Meine Produzentin Britta sagt immer so schön, man hat entweder Geld oder Zeit und Liebe. Zeit und Liebe war einfach das, was wir wahnsinnig investiert haben, als ganzes Team", so die Regisseurin.
"The Ordinaries" ist ein Hochschul-Abschlussfilm im XXL-Format: beeindruckende Bilder, eine berührende Geschichte über Ausgrenzung und Toleranz, viele Zitate und ironische Anspielungen auf das Filmemachen. Eine vielversprechende Talentprobe.
"Sisi & ich" - Eine BR-Koproduktion, die den Sisi-Mythos entzaubert
Die adelige Irma wird die neue Hofdame der Kaiserin Elisabeth. Für sie wird es eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Denn Irma ist fasziniert von der hübschen Sisi, sonnt sich gern in ihrem Glanz, leidet aber gleichzeitig immer wieder an der Launenhaftigkeit der Monarchin. Denn Sisi gibt und entzieht ihrem Hofstaat die Zuneigung, wie es ihr beliebt, manchmal von einem Moment auf den anderen.
Frauke Finsterwalders Film "Sisi & ich" erzählt klischeefrei von Verehrung und Unterwerfung. Die zwei großartigen Schauspielerinnen – Susanne Wolff und Sandra Hüller – machen das Wechselbad ihrer Emotionen stets greifbar.
Sisi-Darstellerin Susanne Wolff über ihre Rolle: "Ich mochte diese Wechselseitigkeit, oder vielleicht würde man auch sagen Launenhaftigkeit von kalt auf heiß. Ich mochte das sehr gerne bezüglich dieser Figur Sisi. Dass es nicht um eine große Melancholie oder Niedergeschlagenheit oder Düsternis geht in erster Linie, sondern dass es ständig dieses Wechselbad gibt, in dem sie sich befindet und die anderen somit auch. Also, dass sie beschenkt und dann sogleich das Geschenk wieder wegzieht."
Der Film ist ein wilder Ritt: musikalisch und visuell aufregend. Regisseurin Finsterwalder interpretiert das beliebte Sisi-Thema ohne Rücksicht auf historische Genauigkeit. Sie entzaubert den Sisi-Mythos, und das ist wie schon das Drama "Corsage" von 2022 angenehm erfrischend im Sisi-Filmkosmos.
"Anne-Sophie Mutter - Vivace" - Intime Doku über eine der besten Geigerinnen der Welt
Der Klang ihrer Stradivari ist legendär: Anne-Sophie Mutter, eine der größten Geigen-Virtuosinnen unserer Zeit. Der Dokumentarfilm "Vivace" zeigt nun abseits des Glamours auch ihre weniger bekannte, private Seite. Mit Einschränkungen.
Anne-Sophie Mutter: "Es gibt keine Kameras, die mir in mein Haus folgen. Deshalb sind wir auch gewandert. Es zeigt aber viele Aspekte von mir, die tatsächlich sehr privat sind. Die ich auch gerne zeige, weil sie das Bild des Musikers etwas vervollständigen."
Zu diesem Privaten gehören auch Treffen mit Tennis-Star Roger Federer und mit Filmmusik-Großmeister John Williams. "Vivace" bedeutet als Spielanweisung "lebendig". Das ist Anne-Sophie Mutter, und das ist auch dieser Film. Ein unkonventioneller Seiten-Blick auf einen Weltstar, der nicht nur für das nächste Geigen-Solo lebt. Sehenswert.
"Maigret" - Gérard Depardieu als Spürnase
Paris in den 1950er-Jahren: Ein festlich gekleidetes Mädchen wird tot aufgefunden, der legendäre Kommissar Maigret übernimmt den Mordfall. Die Spur führt in die bessere Gesellschaft.
Der 74-jährige Gérard Depardieu schlüpft in die Rolle von Georges Simenons berühmtem Ermittler. Und nimmt den Zuschauer mit in ein meist nachtschwarzes Paris und in einen unterkühlten Film Noir. Die Inszenierung von Regisseur Patrice Leconte ist stilecht. Der allzu durchsichtige Fall dagegen dümpelt etwas kraftlos vor sich hin. Sehenswert ist allerdings Gérard Depardieu als "Maigret", der hier eins wird mit seiner schwerfälligen und schwermütigen Figur.
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