In der Mitte sieht man die goldene Kuppel einer Synagoge mit einem Davidstern auf der Spitze. Im Hintergrund sieht man Bäume und den Himmel.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow

Davidstern auf der Kuppel des Centrum Judaicum in Berlin. Symbolbild.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

So begehen Juden den Versöhnungstag Jom Kippur

Ab Sonntagabend beginnt Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag. Mit dem Versöhnungstag gehen zehn Tage der Einkehr zu Ende. Die bayerischen Synagogen dürften sehr gut besucht sein. Und dort erklingt auch noch einmal das Widderhorn, der Schofar.

Über dieses Thema berichtet: Schalom - Jüdischer Glaube, jüdisches Leben am .

Es ist der höchste jüdische Feiertag: Jom Kippur, der Versöhnungstag. Er liegt nach dem jüdischen Kalender immer zwischen Mitte September und Anfang Oktober. In diesem Jahr beginnt er mit Sonnenuntergang am Sonntag, den 24. September, und endet mit Sonnenuntergang am Montag. Danach wird gefeiert – auch jüdische Familien kennen ein Fastenbrechen.

Zeit der Reue im neuen Jahr

Zehn Tage davor haben Juden das Neujahrsfest Rosch Haschana gefeiert. Rosch Haschana ist nicht nur – nach jüdischer Zeitrechnung – der Beginn eines neuen Jahrs, sondern auch der Auftakt zu einer Zeit der Reue. Nach jüdischer Vorstellung öffnet Gott im symbolischen Sinn das Buch des Lebens, in das alle Gläubigen eingeschrieben sind. Zehn Tage hat er nun Zeit, um den Menschen ein gutes oder ein schlechtes Jahr einzuschreiben.

In den zehn Tagen zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur haben nun alle Gläubigen die Gelegenheit, sich bei ihren Mitmenschen zu entschuldigen und zu versöhnen. Vor Gott etwas zuzugeben, reicht nicht, meint Ellen Presser. Sie leitet das Kulturzentrum der israelitischen Kultusgemeinde am Münchner Jakobsplatz. "Aber was Gott tut, ist, die Menschen gewissermaßen zu wiegen und zu bewerten, wie sie sich im letzten Jahr verhalten haben."

An Jom Kippur besiegelt Gott nach jüdischer Vorstellung im "Buch des Lebens", was das nächste Jahr bringen wird. Deswegen wünscht man sich in der jüdischen Gemeinde an Jom Kippur: "Leschana towa tikatewu wetechatemu!" – "Möget Ihr eingeschrieben werden und besiegelt für ein gutes Jahr."

Fasten, Beten und innere Einkehr

Der Versöhnungstag Jom Kippur beginnt – wie alle jüdischen Feiertage – schon am Vorabend mit dem Gebet Kol Nidre. Versprechungen, die man leichtfertig vor Gott geleistet hat, kann man nun zurücknehmen. Das Auftaktgebet zieht an Jom Kippur besonders viele Menschen in die Synagoge, sagt die Leiterin des jüdischen Kulturzentrums, Ellen Presser. "Selbst wenn man den Text nicht versteht, es geht in die Seele und es trägt dazu bei, dass man wirklich innehält."

Den Feiertag verbringen gläubige Juden oft in der Synagoge und beten. Außerdem fasten sie für insgesamt 25 Stunden. Auch wer nicht in die Synagoge geht, nutzt den Tag oft zur inneren Einkehr. Jom Kippur sei ein solcher Höhepunkt, dass auch Juden und Jüdinnen die Synagoge besuchen, die sonst eher nicht in die Gottesdienste gehen, sagt Ellen Presser. Es ist auf alle Fälle ein Tag, den man anders verbringt als alle anderen.

Das Schlussgebet an Jom Kippur heißt Na’eila, danach wird der Schofar, ein Widderhorn, geblasen. Zuhause gibt es dann zusammen mit der Familie ein Festessen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Newsletter abonnieren

Sie interessieren sich für Religion, Glaube, Spiritualität oder ethische Fragen? Dann abonnieren Sie hier den Newsletter der Fachredaktion Religion und Orientierung.