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So tief greift Trump für Kim in die Hollywood-Trickkiste

Donald Trump hat beim Gipfel in Singapur Kim Jong Un einen Film vorgeführt, um ihn vom Frieden zu überzeugen – vor allem mit den USA. Aber was wird da eigentlich gezeigt? Und woran erinnert das alles nur? Eine Analyse von Christian Alt

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Ganze ist ein billiger Imagefilm – komplett mit bombastischer Musik, haufenweise Bildern in Zeitlupe und einem vor Pathos triefenden Sprecher – weil Trump offenbar nicht versteht, dass er ein Land führt und kein Unternehmen. Und für diesen Image Film bedient sich Trump auch noch einiger der schlechtesten Angewohnheiten Hollywoods:

1. Kim und Donald sind die großen Helden

Im Film, den Donald Kim gezeigt hat, dreht sich alles um die beiden, sie halten das Rad der Geschichte in der Hand. Das ist nicht nur faktisch falsch, schließlich müssen für einen Friedensprozess auch China und Südkorea mitreden. Es lässt auch verdammt tief blicken: Die USA, eine der größten Demokratien der Welt, wird reduziert auf den Willen Donald Trumps. Und der “Große Anführer” Kim Jong Un wird durch die Hauptrolle im Film noch weiter legitimiert. Cool.

2. Der Film ist gespickt mit Schleichwerbung

Klar, wir wissen schon längst, dass Hollywood ein Problem mit Schleichwerbung hat. Jeder zweite Film wird von einem großen Handyhersteller oder Autobauer querfinanziert. Michael Bay spart bei jedem Film Millionen, weil er vom Militär schweres Gerät umsonst gestellt bekommt. Im Gegenzug steht das Militär dann immer gut da. In Trumps Film gewinnt deshalb auch nicht etwa das nordkoreanische Volk durch den Frieden, es gewinnen vor allem amerikanische Unternehmen: Der Trailer fabuliert einen beispiellosen Goldrausch herbei – Elektrizität für alle, Amazon-Lieferdronen für alle, Wolkenkratzer für alle. Und ganz wichtig für Trump: schöne Urlaubsressorts am Strand. Denn wie sagte er in der Pressekonferenz nach dem Treffen: “Nordkorea hat so schöne Strände. Die sieht man ja immer in den Videos, wenn sie Raketentests machen. Ihr könntet die besten Hotels der Welt haben.”

3. Verdammt, ist das kitschig!

Der Kitsch tropft hier aus jeder Pore. Und damit meine ich noch nicht mal die Herde weißer Rösser, die übers Wasser galoppiert. Und auch nicht die glücklichen (und satten) Nordkoreaner, die friedlich rumtänzeln. Sondern die komplette Ästhetik: Zum Beispiel die tiefe Sprecherstimme – ein Relikt aus den 80ern und 90ern, als es in jedem Trailer hieß: “In einer Welt…”. Diese “In einer Welt”-Trailer sind in Filmkreisen schon zum Running Gag geworden, sie taugen höchstens noch für Parodien. Und da versteckt sich eine weitere Analogie zum unsäglichen Trump-Kim-Trailer: Denn genau wie die Ästhetik seines Films, ist auch Trump selbst ein Relikt aus den 80ern: Er träumt von der Größe der amerikanischen Stahlindustrie und starken, entschlossenen Männern, die die Last der Welt auf ihren Schultern tragen. Für feinsinnigere und natürlich auch komplizierte Dinge wie multilaterale Verträge, internationale Partnerschaften und demokratische Prozesse ist da einfach kein Platz. Trump ist der Hauptdarsteller, alle anderen nur Statisten. Hoffentlich gibt es trotzdem ein Happy End.