Von Herzen: Werke von Kiki Smith in der Pinakothek der Moderne
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Von Herzen: Werke von Kiki Smith in der Pinakothek der Moderne

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Von Herzen: Werke von Kiki Smith in der Pinakothek der Moderne

Das muss Liebe sein: Kiki Smith vermacht ihre Werke der Graphischen Sammlung in München - und die wiederum ehrt die Top-Künstlerin zum 70. Geburtstag mit einer Ausstellung. Quasi von Herzen - und um die geht es in den ausgestellten Werken auch.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Da hängt ein zerdrücktes beiges T-Shirt an einem einfachen Metalldraht-Bügel, wie man sie aus Wäschereien kennt - als zentrales und ältestes Ausstellungsstück im Erdgeschoss der Pinakothek der Moderne in München. In Grau ist allerdings ein Motiv aufgedruckt: ein menschliches Herz. Nicht das simple symbolische Emoji-Herz, sondern die korrekte anatomische Zeichnung. Als Entstehungszeitraum wird "Anfang der 1980er Jahre" angegeben.

Ideengeber: Grey's Anatomy

Mit Druckgrafik auf T-Shirts hat die Künstlerin vor über 40 Jahren ihr Werk begonnen. In ihrem Freundes- und Verwandtenkreis wütete damals die Seuche Aids. Sie kursierte im Blut der Infizierten. Da war es kein großer gedanklicher Schritt mehr zu diesem Herzhemd. Sehr beeindruckt hat die Künstlerin zu dieser Zeit auch ein Ausflug nach Mexiko, zum Tag der Toten Anfang November. Überall diese Pappmaché-Gerippe und die nachgemachten menschlichen Organe auf den Friedhöfen. Schon zuvor hatte Smith das berühmte Anatomiebuch "Grey's Anatomy" in die Hände bekommen, erzählt sie im BR-Gespräch.

Bildrechte: © Kiki Smith, courtesy of the artist and Pace Gallery.
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Enge Beziehungen zu Bayern

Kiki Smith, geboren vor bald 70 Jahren in Nürnberg, hat enge Beziehungen zu Bayern. Seit über 25 Jahren arbeitet sie mit der Mayer'schen Hofkunstanstalt am Stiglmaierplatz in München zusammen. Hier entstehen Glaskunstwerke von Rang. Gerade haben sie zusammen Tiermosaike für die Grand Central Station in New York fertiggestellt.

In der Ausstellung empfangen gold-rubinrote Glasfenster mit vielen Herzen die Besucher. Arbeiten, die erst im vergangenen Monat gewissermaßen "um die Ecke" entstanden sind. In München wächst schon seit Jahren die größte Sammlung von Arbeiten Kiki Smiths. Jedes neue Werk wird mit mindestens einem Abzug archiviert. So kommt es zu dieser enormen Ansammlung von Herzen. Kiki Smith sagt selbst, als eher spontan arbeitende Künstlerin sei sie davon total überrascht: "Ich denke nicht darüber nach, was ich im Leben so tue. Ich tue es einfach. Es ist sehr lustig, das jetzt so zu sehen: Seit 30, 40 Jahren habe ich Herzen gemacht, ohne darüber nachzudenken."

Inspiration aus alter Kunst

Ihren Werken gegenübergestellt sind in der Ausstellung Objekte aus dem Bayerischen Nationalmuseum. Religiöse Volkskunst, das Herz Jesu auf betagten Gebetszetteln. Alte Kunst hat Kiki Smith immer sehr inspiriert. Sie erzählt, dass sie in ihrer Zeit in Berlin in den 1990er Jahren oft die Gemäldegalerie besucht hat, die damals noch in Dahlem zu sehen war.

Die mittelalterliche Kunst mit ihrer Direktheit hat sie sehr beeindruckt und sichtbare Spuren in ihren Werken hinterlassen. Jetzt freut sie sich über den Vitrinengang zu ihrer Ausstellung: Da werden ihre Druckgrafiken mit Werken von Dürer bis Warhol zusammengehängt. Oft birgt diese Konfrontation schöne Pointen: Dem Heiligen Hieronymus des Nürnberger Meisters liegt ein recht zahmer Löwe zu Füßen. Die Katze von Kiki Smith daneben hat ihre Krallen überdeutlich ausgefahren.

Die Künstlerin in ihrem Atelier
Bildrechte: Chelsea Culpepper / Pinakothek der Moderne
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Herzkunst aus dem Bauch heraus: Kiki Smith - oder wie sie es sagt: "Ich denke nicht darüber nach, was ich im Leben so tue. Ich tue es einfach."

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