Ein Planet, orange-rot und staubig. Flirrende Hitze, am Himmel zwei Sonnen, die unerbittlich ihre Strahlen auf die öde Landschaft werfen. Der Wind trägt feinen Sand mit sich, der in der Luft tanzt und weite Dünen formt. Das hier ist der fiktive Himmelskörper Regis III und wir sind die Astronautin Yasna, ein Crewmitglied der Invincible. Irgendwas ist schief gelaufen beim Aufsetzen der Landekapsel. Und jetzt irren wir durch die trostlose und lebensfeindliche Umgebung.
"The Invincible" ist ein Walking-Simulator
Immerhin, so ganz alleine sind wir nicht. Über unser Funkgerät halten wir Kontakt zum Schiffsnavigator Novik. Seine Stimme, oft der einzige menschliche Kontakt in dieser isolierten Umgebung, bietet Trost in Momenten der Verzweiflung und Orientierung, wenn wir uns verirrt haben. "The Invincible" ist ein Walking-Simulator. In diesem Genre, das auch unter dem Begriff "First Person Adventure" bekannt ist, geht es nicht um schnelle Reflexe oder actiongeladene Kämpfe, sondern um die Geschichte, das Eintauchen in eine immersive Welt, um Stimmung und Atmosphäre.
"The Invincible" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stanislav Lem aus dem Jahr 1964, erzählt aber eine Geschichte, die parallel zu der im Buch stattfindet. Genau wie im literarischen Vorbild wird nach und nach eine drückende Stimmung aufgebaut, ein Gefühl der Bedrohung, bei dem man nie so genau weiß, woher es eigentlich kommt. Das Spiel zitiert hierbei immer wieder die bekannte Vorlage, etwa als wir ein Mitglied unserer Crew finden, das zwar lebendig ist, aber irgendwie auch nicht.
Was macht den Menschen eigentlich aus?
Schon der Roman spielt mit der Idee der "Entfernung" des Geistes. Maschinenwesen können hier das Gehirn ihrer Opfer "löschen", was den Menschen auf einen Körper ohne Sinn und Zweck reduziert und ihn dadurch entmenschlicht. Lem war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Philosoph, der nach Antworten auf die Fragen gesucht hat, was den Menschen eigentlich ausmacht und welche Rolle er im Universum spielt.
Lem dachte über die Zukunft der Menschheit nach und darüber, ob sich diese nicht eines Tages selbst auslöschen könnte. Auch außerirdisches Leben und künstliche Intelligenz waren Lebensthemen von Lem. Beides, so glaubte er, wäre uns so fremd und unverständlich, dass wir es nur schwer begreifen könnten – wenn überhaupt. Viele dieser Überlegungen finden sich auch in dem Computerspiel "The Invincible" wieder und so verwundert es nicht, dass wir mit Novik nicht nur Gespräche über das blanke Überleben auf einem fremden Himmelskörper führen, sondern auch über KI.
Die Grafik erinnert an Sci-Fi-Buchcover
Das alles macht "The Invincible" zu einem außergewöhnlichen Spiel, das sich phasenweise anfühlt wie eine Art interaktives Hörspiel. Ein interaktives Hörspiel, das aber auch visuell zu beeindrucken vermag. Die Grafik erinnert an Sci-Fi-Buchcover aus den 50er- und den 60er-Jahren. Wer bereit ist, sich auf dieses langsamere, nachdenkliche Computerspiel einzulassen, der erlebt ein Abenteuer, das auch dann noch lange im Kopf nachhallt, wenn man den Controller schon längst weggelegt hat.
"The Invincible" ist erschienen für Microsoft Windows, PlayStation 5 und die Xbox Series.
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