Bildrechte: picture-alliance/dpa
Bildbeitrag

Facebook

Bildbeitrag
> Netzwelt >

Eine Alternative zu Facebook gibt es nicht

Eine Alternative zu Facebook gibt es nicht

Echte Alternativen zu Facebook gibt es nicht: Konkurrenzprodukten fehlt schlicht die Nutzerzahl, um als soziales Netzwerk attraktiv zu sein. Wer sich der Datenkrake ganz entziehen will, dem bleibt nur, zu verzichten. Von Florian Regensburger

Es ist nicht zu erwarten, dass im Zuge des Daten-Skandals um Facebook, eine Psychotest-App und das dubiose Unternehmen Cambridge Analytica jetzt auf einmal eine nennenswerte Anzahl von Nutzern Facebook verlassen wird. Hätten Meldungen über ausufernde Datensammlung und -Auswertung eine entsprechende Schockwirkung, hätte spätestens der NSA-Überwachungsskandal schon vor Jahren dem weltgrößten sozialen Netzwerk die Nutzer in Scharen davontreiben müssen. Hat er aber nicht. Es fehlt schlicht an einer echten Alternative.

Facebook bleiben seine Nutzer treu

Denn auf die ganzen alten Kontakte zu Schulfreunden, Ex-Kollegen und nach Übersee ausgewanderten Bekannten einfach so verzichten? Will offenbar keiner. Die Tatsache, dass wir durchleuchtet und die gewonnenen Informationen über persönliche Interessen, Vorlieben und Verhaltensweisen im Netz zu Werbezwecken ausgewertet werden, ist allgemein bekannt und offensichtlich nicht dazu geeignet, die Masse der Facebook-Nutzer zum Umdenken zu bewegen - sei es aus Ignoranz, aus Gleichgültigkeit oder einfach deshalb, weil man diese Praktiken für gar nicht so schlimm hält.

Die Nutzer scheint es nicht zu stören

Und, das was das in der Kritik stehende Unternehmen Cambridge Analytica tat - aufgrund von Facebook-Daten bestimmten Gruppen maßgeschneiderte Werbung zeigen - das tut Facebook selbst ohnehin Tag für Tag. Als Werbetreibender etwa kann man bei Facebook ziemlich genau eingrenzen, wer eine Annonce zu sehen bekommen soll: Über Kriterien wie Wohnort, Alter, Geschlecht, Interesse für bestimmte Themen oder Fan-Seiten, ja sogar Beziehungsstatus, Ausbildungsgrad und die Art der Erwerbstätigkeit lassen sich Zielgruppen definieren. Auch das ist seit Jahren bekannt. Die Nutzer scheint es nicht zu stören.

Massenhafte Abmeldungen bleiben aus

Wenn nun Unternehmen wie die Elon-Musk-Firmen Tesla und SpaceX auf den #deletefacebook-Zug aufspringen und öffentlichkeitswirksam ihre Facebook-Seiten löschen, hat auch das anscheinend keinen großen Effekt. Berichte über massenhafte Abmeldungen sucht man vergeblich. Eine spontane Umfrage in der Redaktion offenbart keinen einzigen Fall, in dem ein Befragter oder einer seiner Freunde sich abgemeldet hätte.

Facebook ist zu groß für die Konkurrenz

Das liegt auch am Mangel an Alternativen: Google+, Ello, Diaspora, Mastodon - immer wieder haben neue soziale Netzwerke versucht, das übermächtige Facebook herauszufordern. Und trotz spannender Ansätze bei der Funktionalität des jeweiligen Netzwerks - gerade auch mit einem höheren Datenschutzniveau - hat sich nichts davon durchgesetzt. Viel zu groß ist Facebook bereits, als dass ein Markt-Neuling dagegen eine Chance haben könnte. Die Sogwirkung eines in der Regel mehrere Hundert Kontakte umfassenden Freundesnetzwerks ist zu groß, als dass man sich einfach daraus lösen will; Denn vor dieser Entscheidung steht jeder Einzelne allein.

So wie einst AOL, Lycos oder Yahoo?

Allenfalls anders gelagerte Dienste, die kein soziales Netzwerk im klassischen Sinne sind, konnten neben Facebook relativ groß werden: zum Beispiel der Messenger Whatsapp oder das Bildernetzwerk Instagram (die Facebook beide aufgekauft hat); oder Twitter. Facebook mit seinen aktuell mehr als 2,1 Milliarden Mitgliedern weltweit könnte erst dann ernsthafte Probleme bekommen, wenn sich sein Nutzungsszenario möglicherweise einmal überlebt hat, so wie einst das der klassischen, universellen Web-Portale AOL, Lycos oder Yahoo.

Wer sich abmeldet, muss verzichten

Heute kann man Facebook nur schwer ersetzen. Wer sich, seine Interessen, seine Nutzungsvorlieben im Web dem Netzwerk nicht zumindest teilweise offenbaren will, dem bleibt nur übrig, sich abzumelden und damit zu verzichten: Auf die alten Kontakte, auf die vielen ja oft auch spannenden, witzigen, informativen Fotos, Videos oder Texte im Newsfeed.

Ein Kompromiss wäre, die umfangreichen Privatsphäre-Einstellungen Schritt für Schritt durchzugehen und den Informationshahn so weit wie möglich zuzudrehen: Geteilte Inhalte nur für Freunde sichtbar machen, das Profil für Suchmaschinen sperren, Zugriffsrechte für Apps kappen, Informationen für Facebooks Werbekunden einschränken und so weiter. Ganz entziehen kann man sich dem System Facebook, das zuallererst auf der Sammlung und Auswertung von Nutzerdaten basiert, damit freilich nicht.