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Ex-Facebook Manager: "Soziale Medien zerreißen die Gesellschaft"

Ex-Facebook Manager: "Soziale Medien zerreißen die Gesellschaft"

Er fühle eine "gewaltige Schuld" mit Blick auf die Firma, die er zu erschaffen half, sagt Ex-Facebook-Manager Chamath Palihapitiya. Social Media zerstöre den öffentlichen Diskurs und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Von Florian Regensburger

Über dieses Thema berichtet: Online-Nachrichten am .

"Die Werkzeuge die wir erschaffen haben, zerreißen die sozialen Strukturen", sagte Chamath Palihapitiya vor Studenten an der Stanford Graduate School of Business. Die Kritik des früheren Facebook-Vorstandes richtet sich nicht nur gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Facebook, sondern gegen soziale Medien im Allgemeinen und weite Teile der Internetwirtschaft.

"Kurzfristige, dopamingetriebene Feedback-Schleifen"

"Die kurzfristigen, dopamingetriebenen Feedback-Schleifen, die wir geschaffen haben, zerstören die Art und Weise, wie Gesellschaft funktioniert. 'Herzchen', 'Likes', 'Daumen hoch' sei das, was in diesem System zähle. Was dabei verloren ginge: Der öffentliche Diskurs und der gesellschaftliche Zusammenhalt; Was stattdessen entstünde: Desinformation und falsche Wahrheiten.

"Das ist kein amerikanisches Problem, hier geht es auch nicht um russische Ads [zur Beeinflussung des US-Wahlkampfes, d. Red.]. Das ist ein globales Problem", sagte Palihapitiya. Soziale Medien brächten großes Unheil über die Zivilgesellschaften der Welt.

"Eine sehr, sehr schlechte Situation"

Dieses Unheil träfe auch unmittelbar einzelne Menschen. Palihapitiya führte auf dem Podium in Stanford ein Beispiel aus Indien an, wo Hoax-Nachrichten über angebliche Entführungen, die sich über Whatsapp verbreitet hatten, zu Lynchmorden an insgesamt sieben Personen geführt haben. Es brauche nicht viel, um Menschenmassen über soziale Medien zu manipulieren, sie die Dinge tun zu lassen, die man von ihnen möchte. „Das ist einfach eine sehr, sehr schlechte Situation“.

Er selbst nutze Facebook "so wenig wie möglich", seinen Kindern erlaube er nicht, "diese Scheiße zu benutzen".

"Wir haben es trotzdem gemacht"

Palihapitiya ist nicht der erste ehemalige Facebook-Manager, der harte Kritik an seinem Ex-Unternehmen übt. So hatte Sean Parker, der Facebook zusammen mit Mark Zuckerberg gegründet hat, im November gesagt: "Wir haben eine Schwachstelle in der Psychologie der Menschen ausgenutzt. Die Erfinder, also ich und Mark (…) wussten das. Und wir haben es trotzdem gemacht."

"Beschissene, nutzlose, idiotische Firmen"

Chamath Palihapitiya kam 2007 zu Facebook, wurde dort Vorstand für Fragen des Nutzerwachstums. 2011 gründete er die Wagniskapital-Firma Social Capital, die sich sozialen und nachhaltigen Investments zum Beispiel im Bereich der Gesundheit und der Bildung verschrieben hat und die er heute als CEO anführt. Er kritisiert die Politik der meisten Investoren im Silicon Valley, die seiner Meinung nach viel Geld in "beschissene, nutzlose, idiotische Firmen" pumpten, anstatt sich mit ihrem Geld um wirkliche Probleme wie den Klimawandel oder Krankheiten zu kümmern. Seiner Audienz in Stanford empfahl Palihapitiya, sich einmal eine ausgiebige Pause von sozialen Medien zu gönnen.