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Michael Köllner feiert mit seiner Mannschaft

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1. FC Nürnberg: Mit Köllners Kontinuität zum Aufstiegs-Coup

Nach vier Jahren Zweitklassigkeit wittert der 1. FC Nürnberg wieder Bundesligaluft. Cedric Teuchert ist zwar zu Schalke abgewandert, Trainer Michael Köllner hat seine Truppe aber kontinuierlich so verstärkt, dass mit ihr zu rechnen ist.

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So lief die Hinrunde

Nach einem Traumstart mit einem 3:0 gegen die Roten Teufel aus Kaiserslautern schnupperte der 1. FC Nürnberg immer wieder an den Aufstiegsplätzen. Drei starke und torreiche Begegnungen (6:1 in Duisburg, 3:1 gegen Bochum, 3:1 in Fürth) hatten sie an die begehrten Ränge herangebracht. Hätten die Mittelfranken nicht ausgerechnet gegen die Aufstiegskonkurrenten Ingolstadt (1:2) und Holstein Kiel (2:2 nach 2:0-Führung) geschwächelt, wäre ihre Ausgangsposition für die Rückrunde noch erheblich besser. Aber immerhin konnten sie sich durch ein 2:0 in Düsseldorf die "Vize-Herbstmeisterschaft" sichern. In das neue Fußballjahr starten die Nürnberger vom Relegationsplatz drei mit 33 Punkten in das Rennen um den Aufstieg.

Punkten kann der Club in der restlichen Runde mit seiner taktischen Variabilität, die der breite Kader ermöglicht. Sollte niemand mehr ausfallen, dürften zwar acht bis neun Plätze in der Startelf fest vergeben sein. Bedingt durch die Neuzugänge ist aber mit Konkurrenzdruck zu rechnen.

Wer kommt, wer geht?

Die sportliche Leitung des 1. FC Nürnberg hat mit den überwiegend jungen und wilden Neulingen einen guten Weg eingeschlagen. Die drei Zugänge Ulisses Garcia (Werder Bremen), Marvin Stefaniak (VfL Wolfsburg, beide bis Saisonende ausgeliehen) und Federico Palacios-Martinez (RB Leipzig) sind erst 22 Jahre alt und sportlich wie charakterlich mehr als Ergänzungen des mittlerweile breit aufgestellten Kaders.

Den Verkauf von Cedric Teuchert zum FC Schalke 04, hofft der Club mehr als kompensiert zu haben. Lediglich die Verletzung von Lucas Hufnagel (Verdacht auf Bänderriss) trübte die gute Stimmung etwas. Dafür schwärmten die Aktiven aber besonders vom Teamgeist, den sie im achttägigen Trainingslager in Spanien nochmals verstärken konnten. "Das Zusammenleben, diese Harmonie bei uns ist schon einzigartig", sagte Tim Leibold. Dazu zeigten sie bei einem erstaunlich mühelosen 5:0-Erfolg im Testspiel gegen den Fünften der obersten schottischen Liga Heart of Midlothian an, das auch in der Rückrunde mit ihnen zu rechnen ist.

Köllner setzt langfristig auf "Stabilität"

Trainer Köllner setzt ganz auf "eine langfristige Entwicklung, und dass du langfristig Stabilität in der Mannschaft hast", sagte er bereits vor Saisonbeginn. Das konnte er jetzt auch umsetzen. Nachdem er zuvor noch mitten in der vergangenen Saison den Job von Alois Schwartz übernommen hatte, freute er sich vor dem ersten Spieltag, "dass wir von Null beginnen können." In der Winterpause erneuerte der Oberpfälzer sein Gelübde, in der laufenden Transferperiode nur Spieler verpflichten zu wollen, die sein Aufgebot auch wirklich verstärken. Bislang ging dieser kontinuierliche Ansatz völlig auf.

Dass der heute 48-Jährige so erfolgreich wird, war bei seiner Amtsübernahme nicht ohne Weiteres absehbar. Schließlich hatte er im Profibereich zuvor noch gar keine Erfahrungen gesammelt. Doch der Interimstrainer vom März 2017 hat sich zum Vollblutcoach gemausert. Für Sportvorstand Andreas Bornemann dürfte das hingegen keine Überraschung sein. Er hatte von Anfang an betont, Köllner sei "ausgewiesener Fußballfachmann, der rund um die Uhr für den Verein lebt".

Wie wird die Rückrunde?

Obwohl der Club in der Hinrunde bereits mehrmals an die Aufstiegsplätze herangeschnuppert hat und der Kader für den weiteren Saisonverlauf verstärkt wurde, nimmt in Nürnberg noch keiner das Wort "Bundesliga" in den Mund. "Wenn wir unsere Aufgaben erledigen, werden wir schauen, was dabei herauskommt", sagte Köllner ganz bescheiden. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Bei den Fans und im Umfeld des Vereins dürfte die Euphorie deutlich weniger gebremst ausfallen. Das Ende der Zweitklassigkeit nach vier Jahren wäre eine Erleichterung für die geschundene Seele. Eine große Aufstiegsparty am 13. Mai nach dem letzten Spiel daheim ist in Reichweite - dann geht es gegen den aktuellen Tabellenführer Fortuna Düsseldorf.