Kenan Yildiz (links) und Can Uzun
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Zwei "Brüder" aus Bayern: Yildiz und Uzun für die Türkei

Zwei "Brüder" aus Bayern: Yildiz und Uzun für die Türkei

Kenan Yildiz und Can Uzun kennen sich seit Kindertagen. Im Jahr 2023 sind sie Fußballprofis - auch weil sich beide gegen den FC Bayern entschieden haben. Am Samstag traf Yildiz gegen Deutschland, Uzun könnte bald folgen.

Auf einem Bolzplatz entstehen die größten Helden-Geschichten. Nicht selten wird an einem nasskalten Sonntagvormittag eine ganze Fußball-Karriere im Kopf durchgespielt. Vom ersten Profi-Treffer über das Debüt im Nationaltrikot bis zum Sieg im WM-Finale - zwischen zwei Stahltoren auf einer holprigen Wiese kennt die kindliche Fantasie keine Grenzen.

Ob Can Uzun und Kenan Yildiz die gleichen großen Träume hatten, als sie gemeinsam in Regensburg auf eben so einer Wiese gekickt haben, bleibt Spekulation. Doch feststeht: Am Samstagabend kam einer der beiden dieser Vorstellung schon ganz nah. Yildiz, 18 Jahre alt, stand gegen Deutschland vor 75.000 Menschen im Berliner Olympiastadion erstmals in der Startelf der türkischen Nationalmannschaft und traf direkt per Traumtor zum zwischenzeitlich 2:1.

"Geisteskrank": Vom Sleepover zum Nationalspieler

Der andere, Can Uzun, verfolgte die Partie vor dem Fernseher und traute seinen Augen kaum. "Geisteskrank, mein Bruder", schrieb er bei Instagram in Richtung Yildiz. Die beiden Top-Talente aus Regensburg verbindet eine enge Freundschaft, "seit ich vier Jahre alt bin", wie Uzun der Bild erzählte. Die beiden Shootingstars verbrachten zusammen viel Zeit auf dem Fußballplatz und übernachteten regelmäßig beim anderen.

Juve-Trainer Allegri schwärmt von Yildiz

"Bruder" Yildiz hat das geschafft, was Uzun noch vor sich hat. Yildiz spielt in der Serie A bei Juventus Turin und hat sich dort in nur 36 Einsatzminuten schon ins Herz von Trainer Massimiliano Allegri gespielt: "Es ist eine Freude, ihm beim Fußballspielen zuzusehen." Der Angreifer hat sich in jungen Jahren für einen besonderen und durchaus riskanten Weg entschieden.

Im Sommer 2022 verließ der hochveranlagte Stürmer den FC Bayern, obwohl sich der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic sehr um ihn bemüht hatte. "Sie wollten mich sehr gerne halten. Aber es war Zeit für den Schritt weg aus München, die beste Option", sagte Yildiz der SportBild. Nach einem Jahr in Juves U19 gelang ihm im Sommer tatsächlich der Sprung zu den Profis.

FC Bayern kassierte Absagen von Uzun und Yildiz

Yildiz' Weg könnte für Uzun zur Blaupause werden. Derzeit spielt Uzun beim 1. FC Nürnberg in der 2. Bundesliga groß auf. In seiner ersten echten Saison im Männerbereich erzielte er bereits acht Treffer für den Club. Die Verantwortlichen wussten um die besonderen Fähigkeiten ihres Eigengewächses und hatten ihn schon vor zwei Jahren mit einem Profivertrag ausgestattet, der am 11. November, Uzuns 18. Geburtstag, offiziell in Kraft trat.

Auch bei Uzun hatte der FC Bayern im Sommer 2022 vergeblich angeklopft. Der Oberpfälzer lehnte das Angebot ab, weil ihm die aufgezeigte Perspektive in der U23 nicht ausreichte. Ihre mutigen Entscheidungen scheinen sich für Uzun und Yildiz ausgezahlt zu haben. Auch spielerisch könnten die beiden blutsverwandt sein: Schnell, trickreich, torgefährlich - und nicht zuletzt selbstbewusst: "Wir wussten eigentlich schon immer, dass Fußball unser Weg sein soll", sagte Uzun: "Dass es jetzt so gekommen ist, ist aber schon krass."

"Deutschland ist nie auf mich zugekommen"

Eine weitere Gemeinsamkeit: Uzun und Yildiz haben sich dafür entschieden, für das Heimatland ihrer Eltern, die Türkei, aufzulaufen. "Ich habe seit der U17 für die Türkei gespielt, darauf bin ich sehr stolz", erklärte Yildiz seine Entscheidung: "Deutschland ist nie auf mich zugekommen, hat mich nie kontaktiert. Deswegen gab es die Option nicht, die Frage hat sich nicht gestellt."

Ähnlich soll es bei Uzun gelaufen sein, der zuletzt für die türkische U18 auflief und nun vor seinem Debüt in der U21 steht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss sich die Frage gefallen lassen, ob er bei beiden Spielern eine große Chance verpasst hat. Die Quittung folgte nun am Samstag im Olympiastadion, als Yildiz beim 3:2-Sieg über Deutschland groß aufspielte.

Stimmt der DFB die Freunde noch um?

In beiden Fällen ist die Tür noch einen Spalt weit offen für den DFB. Zwar würde sich Yildiz am Dienstag gegen Wales mit seinem dritten Länderspiel für die Türkei "festspielen". Doch der Angreifer könnte den Verband danach theoretisch immer noch wechseln. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dies tatsächlich tut, sinkt mit jedem weiteren Einsatz.

Sein Debüt für die türkische Nationalmannschaft dürfte auch bei Uzun ganz weit oben auf der Liste stehen. Es würde ein weiteres Kapitel in der Sandkasten-Freundschaft zu Yildiz beschließen, denn: "Zusammen gespielt haben wir im Verein nie. Als ich zu Jahn Regensburg kam, hat er den Verein verlassen." Gemeinsam im Nationaltrikot auf Torejagd gehen - ein Traum wie damals auf dem Bolzplatz in Regensburg.

Dieser Artikel ist erstmals am 19. November auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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