Beim Trainingsauftakt der Nationalmannschaft hatte FC-Bayern-Spieler Jamal Musiala ein pinkes Leibchen an, als er sich gewohnt artistisch durch seine Gegenspieler schlängelte und sich so ein dickes Lob von Rückkehrer Toni Kroos verdiente. "Selbst wenn ich Jamal nie hätte spielen sehen, hätte mir die Trainingseinheit heute Morgen gereicht, um ihn einzuschätzen", sagte der Routinier über den Youngster.
Der rosa Stoff um Musialas Oberkörper war zwar nur ein "Trainingsleiberl" und nicht das kontrovers diskutierte Auswärtstrikot des DFB, das bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland (14. Juni - 14. Juli) zum Einsatz kommen soll, doch die gute Nachricht ist: Auf die fußballerische Qualität des Trägers hatte die Farbe keine Auswirkung.
Trotz hoher Preise: Verkaufsrekord für pinkes Trikot
Knapp eine Woche ist es her, dass der DFB seine neuen Trikots vorgestellt und damit bei deutschen Fußballfans sehr gemischte Reaktionen hervorgerufen hat. Ein Teil wittert, dass durch die ungewöhnliche Farbe ein neuer weltoffener, oder "woker" Zeitgeist aufgezwängt werden soll. Ein anderer Teil stört sich daran, dass Auswärtstrikots des DFB meist grün oder rot-schwarz sind – oder ganz schwarz, oder grau wie bei der WM 2002 – jedenfalls nun mal nicht pink-lila. Andere finden es optisch einfach furchtbar. Und genauso vielfältig und emotional argumentieren die Befürworter des neuen Trikots in den sozialen Medien die Posts – und die Kommentare derer, die sich darüber aufregen.
So uneins sich Fußball-Deutschland derzeit ist, so sicher ist sich der Sportartikelhersteller Adidas, dass ihnen mit dieser Farbkombination, offiziell übrigens nicht lila-pink, sondern Semi Lucid Fuchsia / Team Colleg Purple, ein echter Coup gelungen ist. Denn trotz der mindestens 100 Euro, die Fans ohne Flock für die neuen DFB-Trikots zahlen müssen ("Authentic"-Version sogar 150 Euro), legte das pinke Shirt den besten Verkaufsstart für ein deutsches Auswärtstrikot jemals hin, wie ein Sprecher von Hersteller Adidas dem BR mitteilte. Auch die Werbespots haben in den sozialen Medien hohe Reichweiten erzielt.
Werbestars Kroos und Wirtz loben das Trikot
Aus der Mannschaft selbst hört man nicht viel. Florian Wirtz, zentrales Gesicht der Marketing-Kampagne, findet das Design wenig überraschend "sehr cool". Toni Kroos, der sich bei seinem Klub Real Madrid schon an rosa- und lilafarbene Trikots gewöhnen konnte, findet es als Adidas-Werbestar "natürlich super", weist allerdings darauf hin: "Die Trikots sind immer nur so gut, wie wir spielen."
Eine Einordnung, die bei der ganzen Aufregung guttut. Und vielleicht kann die Mannschaft ja sogar ein wenig Motivation aus diesem Stückchen bunten Stoff ziehen: Etwas, das die ganze Nation beschäftigt, viel kritisiert wird und am Ende doch überraschend gut abschneidet? Klingt wie ein gutes Vorbild für das Team von Julian Nagelsmann.
Dieser Artikel ist erstmals am 20. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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