Nur wenige Stunden vor dem wichtigen Halbfinale gegen den FC Eintracht Bamberg im bayerischen Landespokal kam es bei der SpVgg Unterhaching zum Beben. Der akut abstiegsbedrohte Drittligist gab bekannt, dass er sich von Ex-Bundesliga-Trainer Heiko Herrlich getrennt hatte. Nur 77 Tage dauerte seine Tätigkeit in Unterhaching. Und nicht nur Herrlich wurde von dieser Nachricht wohl kalt erwischt. "Ich habe mittlerweile gelernt, mich von nichts mehr überraschen zu lassen", sagte Sven Bender, der Herrlich gegen Bamberg ersetzte, im Interview mit BR24Sport. "Es geht jetzt darum, das ganze gut und professionell über die Bühne zu bringen."
"Illertissen im Hinterkopf" - Schwabl begründet Herrlich-Entlassung
Denn der Gewinn des bayerischen Landespokals hat für Unterhaching oberste Priorität. Wohl weil Herrlich das anders gesehen hatte, hat Präsident Manfred Schwabl nach dem Abschlusstraining die Reißleine gezogen. "Ich habe Illertissen im Hinterkopf gehabt. Da sind wir nicht mit Best-of angetreten", erklärte Schwabl auf die Frage, inwiefern Herrlichs Ausrichtung auf das Landespokal-Halbfinale eine Rolle bei dessen Entlassung gespielt habe. In der vergangenen Saison flog die SpVgg mit 0:3 aus dem Pokal, weil sie nicht in Bestbesetzung angetreten war.
Das sollte unbedingt verhindert werden. Denn der Sieger des Landespokals tritt im DFB-Pokal an. Nicht nur ein prestigeträchtiger, sondern auch ein finanziell äußerst lukrativer Wettbewerb für die Spielvereinigung, die durchaus mit Geldproblemen zu kämpfen hat. Der Zeitpunkt mag sehr, sehr außergewöhnlich erscheinen. Aber ich bin dafür verantwortlich, keine Zeitpunkte zu bestimmen, sondern für den Verein zu entscheiden. Der Verein steht über allem.
Im Video: Das Tor von Glessing für den FV Illertissen im Pokal-Halbfinale
FV Illertissen - FC Ingolstadt
Trosiello bringt Unterhaching in Führung
Nach einem Finaleinzug von Unterhaching sah es zunächst allerdings nicht aus. Nach fünf Minuten hätte Bamberg in Führung gehen müssen. Nach einem Fehler in der Unterhachinger Hintermannschaft rannte Radzivon Hushcha ab der Mittellinie alleine auf das Tor zu - engster Begleiter war der eigene Mitspieler Lukasz Jankowiak. Querlegen? In die Ecke schlenzen? Der 19-jährige Bamberger hatte wohl zu viel Zeit zum Nachdenken, denn herauskam ein ungefährlicher Schuss direkt auf Unterhaching Torhüter Kai Eisele.
Wie es im Fußball nun mal so kommt - mangelnde Chancenverwertung wird häufig bestraft, besonders wenn man der Underdog ist. Keine fünf Minuten später kam Fabio Torsiello völlig unbedrängt zum Schuss, nachdem Knipping eine Ecke weitergeleitet hatte. Torsiello schob ein, Unterhaching führte und auf der Trainerbank konnte sich Bender ein Kopfschütteln nicht verkneifen. Die Führung war sehr glücklich.
Später Doppelschlag bringt Unterhaching ins Finale
In der Folge übernahm der Favorit aus der 3. Liga die Kontrolle. Der Vorletzte aus der Regionalliga Bayern versuchte es immer wieder mit Kontern, blieb gefährlich, doch glücklos. Das änderte sich in der 69. Minute. Keeper Fabian Dellermann schickte einen langen Ball in die Spitze - zwei gewonnene Luftduelle später, landete der Ball am Fuß von Andreas Pfahlmann, der aus 20 Metern trocken abzog und zielgenau das lange Eck fand. Eisele hatte keine Chance und Unterhaching drohte ein Elfmeterschießen, denn im Landespokal gibt es keine Verlängerung.
Es dauerte bis tief in die Nachspielzeit, als es erneut eine Ecke war, die Unterhaching die Erlösung brachte und Bamberg in tiefe Enttäuschung stürzte. Eine gute Hereingabe, ein starker Kopfball - und die Unterhachinger Welt war wieder ein deutliches Stück heiler. Kurz darauf kam es noch dicker für Bamberg. Geis wurde am Sechzehner freigespielt und konnte das 3:1-Endergbnis erzielen. So wurde das große Ziel von Manfred Schwabl doch erfüllt. Im Pokalfinale wartet dann ausgerechnet das Schreckgespenst aus der vergangenen Saison: Illertissen konnte im Parallelspiel den FC Ingolstadt mit 1:0 schlagen.
Im Video: Manfred Schwabl über die Trainerentlassung von Heiko Herrlich
Unterhachings Präsident Manfred Schwabl
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