Die Unternehmen möchten Klarheit – und das möglichst schnell. In einem politisch unsicheren Umfeld investiert kein Unternehmer. Gefährlich für die deutsche Konjunktur ist das Wahlergebnis aber erst einmal nicht, so der Chefvolkswirt der BayernLB, Jürgen Michels:
„Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft gerade in einer ganz guten Position und diese Unsicherheit wird aktuell nicht dazu beitragen, dass wir hier den Aufschwung gefährden.“ Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB
Am wichtigsten sei aber vor allem eine stabile Regierungskoalition, so der Präsident des ifo-Instituts Clemens Fuest.
Schwarz-Gelb-Grün kein Schreckgespenst
Eine mögliche Jamaika-Koalition schreckt die meisten Wirtschaftsvertreter dabei nicht. Es gäbe durchaus Gemeinsamkeiten:
„Ich denke, dass in der Jamaika-Koalition das Thema Digitalisierung auf relativ viel Einigkeit stoßen würde. Und auch im Bereich der Rentenpolitik kommt man ganz gut zusammen." Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts
Kritisch dürften die Verhandlungen dagegen bei der Energie- und Klimapolitik werden. So wollen die Grünen den Verbrennungsmotor bis 2030 verbieten, Union und FDP halten von dieser Maßnahme nichts.
Auch in der Gesundheitspolitik gibt es wenig Gemeinsamkeiten: Die Grünen wollen eine Bürgerversicherung, in die jeder einzahlt, die FDP will an der bestehenden Aufteilung in gesetzliche Krankenkassen und private Versicherungen nicht rütteln.
Knackpunkt Euro
Die FDP hat sich auch klar gegen eine Ausweitung der gemeinschaftlichen Verantwortung in der Eurozone ausgesprochen. Da ist sie zwar mit der CSU auf einer ähnlichen Linie, CDU und Grüne dürften sich dem aber entgegenstellen.
Das hohe Wahlergebnis für die AfD macht diese Debatte nicht einfacher – sie steht dem Euro an sich kritisch gegenüber. Die Angst, dass der Rechtsruck im deutschen Parlament ein Standortnachteil für das Land sei, teilt ifo-Präsident Clemens Fuest nicht:
„Das Standortrisiko für Deutschland halte ich für überzogen. Ich denke, dass eine Diskussion über Ostdeutschland einsetzen wird. Ich glaube aber nicht, dass Investoren deshalb nicht nach Deutschland gehen, die gehen dann vielleicht in andere Bundesländer.“ Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts