Es ist ein kleiner Knopf mit dem Schriftzug SOS, der Leben retten kann und der ab heute für alle neuen Pkw-Modelle Vorschrift ist. eCall nennt sich das neue Notrufsystem. Es besteht aus einem GPS-Empfänger für die Standortdaten und einer Mobilfunkeinheit. eCall funktioniert europaweit.
Beim Fahren überwachen Sensoren verschiedene Einheiten im Auto, also, den Airbag, aber beispielsweise auch den Bremsweg. Bricht der abrupt ab, geht das System von einem Unfall aus. Dann meldet dies der eCall sofort an die nächste Integrierte Leitstelle, an die 112.
Direkte Verbindung zur Integrierten Leitstelle
In der Integrierten Leitstelle sieht der Diensthabende, dass ein eCall eingeht. Er meldet sich direkt und von selbst im Unfallauto. Spricht dort niemand mit ihm, wird sofort der Rettungsdienst und die Feuerwehr zum Unfallort geschickt. Ist der Fahrer ansprechbar, werden vorher Daten wie Verletzungen, Unfallursache abgeklärt.
Wichtige Hilfe für die Einsatzkräfte vor Ort ist, dass die Integrierte Leitstelle auf zwei Monitoren genau alle Daten übertragen bekommt. Auf einem Bildschirm erscheint eine Karte, auf der der genaue Standort des Unfallgeschehens eingezeichnet ist, auf der anderen stehen Informationen über das Auto: Antriebsart, Anzahl der Airbags, Anzahl der Insassen, Sitz der Batterien und unter anderem auch Lage der Tanks. Das ist wichtig für die Einsatzkräfte vor Ort.
"Wir als Einsatzzentrale sehen das sehr positiv insbesondere für Unfälle, die unbeobachtet sind. Stellen sie sich vor, sie fahren nachts über eine wenig befahrene Landstraße, fahren gegen einen Baum, da kann es passieren, dass sie erst einige Minuten oder eine Stunden später entdeckt werden, wenn sie von der Fahrbahn abgekommen sind. Mit dem eCall ist es so, dass das Notrufsystem automatisch den Notruf wählt und wir bekommen unmittelbar Kenntnis von dem Unfall." Marc Gistrichovky, Integrierte Leitstelle Nürnberg
Wahlweise kann der Notruf bei einem dringenden medizinischen Problem, zum Beispiel einer Herzattacke, auch manuell ausgelöst werden.
Hersteller haben eigenes System
Bei den großen Anbieter wie BMW, Mercedes oder Audi funktioniert das System anders: Es meldet den Unfall erst einmal einem Servicecenter und das informiert dann die Integrierte Leitstelle. Der Verbraucher kann sich beim Kauf eines Fahrzeuges entscheiden, welches System er will.
Das Servicesystem hat den Vorteil, dass er bei einem Unfall im Ausland mit einem deutschen Ansprechpartner verbunden wird und der in der Landessprache die 112 informiert.
Die Sache mit dem Datenschutz
Der ADAC sieht erst einmal grundsätzlich keine erhöhte Gefahr für den Datenschutz. Auch könne mit den Daten kein Bewegungsprofil erstellt werden.
"Ob und inwieweit eCall künftig für Datenmissbrauch genutzt werden könnte, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Bei herstellerspezifischen Systemen sehen wir die Datenschutzfrage kritischer." ADAC Deutschland
Flächendeckender eCall nicht vor 2035
Ab jetzt ist der eCall zwar Vorschrift, aber die Regel gilt nur für neue Modelle. Nicht vor 2035 ist der Notrufknopf in jedem Auto verfügbar, so die Schätzung des Verbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft.