Die Welt kennt ihn als "Märchenkönig". Doch König Ludwig II. war mehr als das. Er setzte auf modernste Technik in seinem Königreich und förderte dort ansässige Unternehmen. So entstanden in Bayern etwa das erste fest installierte Kraftwerk der Welt sowie das erste elektrisch beleuchtete Theater in Deutschland.
Ludwigs Prunkschlitten: Eine technische Sensation
Im Marstallmuseum in München-Nymphenburg sind Beispiele zu sehen, wie Ludwig II. Bayern in die Moderne geführt hat. So schlummert etwa im Prunkschlitten des Märchenkönigs eine technische Sensation. Das Fahrzeug verfügt über eine elektrische Beleuchtung – vermutlich die erste der Welt. Eingebaut, kurz nachdem Thomas Edison die Glühbirne zum Patent angemeldet hatte.
"Muss wie ein Ufo ausgesehen haben"
"Die Batterie war im Kasten unter der Sitzbank untergebracht", erklärt Heinrich Piening von der Bayerischen Schlösserverwaltung. Auf der Rückseite des Fahrkastens gab es einen Schalter und ein sogenanntes Potentiometer, um die Helligkeit einstellen zu können. "Die Birnen waren sehr empfindlich, sie müssen sehr hell gewesen sein."
Ein Ölgemälde im Marstallmuseum zeigt, wie das Ganze wohl gewirkt haben muss: Ludwig gleitet durch die verschneite Landschaft des Graswangtals bei Linderhof – im grellen Licht der elektrischen Beleuchtung. "Es gibt Beschreibungen, dass der König damit gefahren ist, und das muss wie ein Ufo ausgesehen haben", sagt Piening.
Wie durch ein Wunder hat eine originale Glühbirne dieses Schlittens Revolution und zwei Kriege überstanden. Sie befindet sich mittlerweile in Regensburg, im Haus der Bayerischen Geschichte, und ist sogar noch funktionstüchtig.
Ebenfalls dort: ein Generator aus Ludwigs Schloss Linderhof. Er lieferte seinerzeit den Strom für die Beleuchtung der Venusgrotte, die der König dort bauen ließ – mit allem, was an Technik in der damaligen Zeit möglich war. Dafür beschäftigte er die bekanntesten Forscher und Ingenieure des 19. Jahrhunderts.
Es entstand das erste fest installierte Kraftwerk der Welt. Mitten im Gebirge eine technische Meisterleistung, von der kaum einer seiner Untertanen etwas ahnte. Zu sehen ist von dem Kraftwerk heute fast nichts mehr. Denn in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die Maschinen herausgerissen und verschrottet.
Ludwig II. – ein Vorreiter in Sachen Beleuchtung
Ludwig II. setzte auf die modernste Technik in seinem Königreich und förderte damit auch hier ansässige Unternehmen, wie Christoph Frank vom Siemens Historical Institute erklärt: "Das hat sich ausgewirkt auf alle Firmen, die im elektrotechnischen Bereich tätig waren. Nicht nur auf Siemens, sondern auch auf die anderen Firmen. Ludwig war mit dieser Beleuchtung seiner Grotte im Endeffekt eine Art Vorreiter." Dieses Beispiel zeige, was möglich sei, "wenn ein interessierter Kunde mit einem Anbieter von technologischen Lösungen zusammenarbeitet. Und es war auch eine Demonstration dessen, was technisch machbar ist."
Das erste elektrisch beleuchtete Theater Deutschlands
Nur wenige Jahre später ist es wiederum Ludwig II., der diese Technologie für die Allgemeinheit einsetzt. Er will das Münchner Nationaltheater elektrifizieren. Nicht mit Kohlebogenlampen, sondern mit den wesentlich leiseren Glühbirnen, wie auf dem Programmzettel der Premiere im Jahre 1885 stolz vermerkt ist.
Ludwig II. will Bevölkerung für neue Technologien begeistern
Bayern, damals noch überwiegend ein Agrarstaat, sollte beim Fortschritt ganz vorne mitspielen. Deshalb gründet Ludwig II. die heutige Technische Universität München (TU), kümmert sich persönlich um die hochkarätige Besetzung der Lehrstühle und beruft große Forscher an die TU. Unter ihnen ist zum Beispiel Carl von Linde, der Erfinder der künstlichen Kühltechnik und Gründer des gleichnamigen Weltunternehmens.
Noch heute profitieren viele Branchen von Lindes Erfindung, etwa das Brauwesen. Auf Schloss Kaltenberg leitet ein Nachkomme Ludwigs II. die König-Ludwig-Brauerei: Prinz Luitpold von Bayern. Für den bayerischen Prinzen ist es kein Zufall, dass Ludwig II. Forscher und Erfinder angeworben hat: "Er hat erkannt, was man mit Technik machen, wo sie zu einem angenehmeren Leben führen oder zur Umsetzung von Zielen dienen kann. Da hat er ein extrem gutes Gespür gehabt."
Auch wenn weltweit vor allem die Königsschlösser bekannt sind: Was Ludwig II. an Technik eingeführt hat, prägt Bayern nach wie vor. Einige Unternehmen, die er damals gefördert hat, gehören heute zu den Tragsäulen der bayerischen Wirtschaft.
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