Der massive Kurssturz an der Wall Street ist an den Börsen in Asien und Australien nicht spurlos vorbeigegangen. In Tokio verlor der Nikkei heute früh 4,7 Prozent. Im Handelsverlauf hatte er zeitweise mehr als sieben Prozent weniger als am Vortag. Neben den Märkten in Tokio und Sydney erlebten auch die Börsen in Shanghai und Hongkong empfindliche Abschläge. Der MSCI-Index für die asiatischen Märkte ohne Japan brach um bis zu 4,3 Prozent auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen ein.
Zinsängste sorgen für massive Verluste an der Wall Street
Vorausgegangen war der mit zeitweise knapp 1.600 Zählern bisher größte Tagesverlust des Dow Jones Index an der New Yorker Wall Street. Am Ende schloss der Dow Jones aber wieder deutlich über seinem Tagestief. Er verlor 4,6 Prozent oder 1.175 Punkte auf 24.346 Punkte. Sorgen vor einer anziehenden Inflation und damit stärker steigenden Zinsen als erwartet hatten den Ausverkauf an der Börse ausgelöst. Aktienmarkt-Experten hatten ja bereits länger mit Einbrüchen gerechnet. Die US-Notenbank hatte in der vergangenen Woche das Signal gegeben, dass die amerikanische Wirtschaft höhere Leitzinsen vertragen könnte. Denn wie neue Daten zeigen, schaffen die Unternehmen unerwartet viele neue Arbeitsplätze in den USA. Die Löhne steigen. Die Inflation zieht an. An den Finanzmärkten gilt es beinahe als sicher, dass die US-Notenbank in diesem Jahr noch viermal den Leitzins erhöhen wird.
Anleihen werden zur Aktien-Konkurrenz
Die Aussicht auf steigende Leitzinsen macht Anleihen mit niedrigen Zinsen zunächst weniger attraktiv. Die Folge: die Kurse von Anleihen sinken. Das führt allerdings dazu, dass ein kleiner Zins bei niedrigem Einkaufskurs doch wieder mehr Rendite abwirft. So ist die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen mittlerweile mit 2,7 Prozent auf den höchsten Stand seit vier Jahr gestiegen. Das ist wiederum so viel, dass Anleihen für die Investoren interessant werden könnten – gerade auch, weil sich die Aktienkurse seit langer Zeit auf Rekordniveau befinden.
Experten uneins
Die Wirtschaft ist in Schwung und das weltweit. Auch in Europa geht es endlich wieder deutlich aufwärts. So zeigten sich zuletzt die meisten Börsenprofis optimistisch, dass die Kurse an den Aktienmärkten weiter steigen werden. Sie verwiesen dabei darauf, dass es zu Aktien noch immer nicht wirklich eine Alternative gibt. Daran werden ihrer Ansicht nach auch leicht steigende Leitzinsen nichts ändern. Doch es gab auch warnende Stimmen, die auf die anhaltende Rekordrally aufmerksam machten. Sie monierten, dass die Kurse der Unternehmen schneller gestiegen sind als deren Gewinne.
Wie geht es weiter?
Die ruhigen Zeiten scheinen vorbei zu sein. Marktbeobachter sprechen bereits von einem Crash in den USA. Die Frage ist es, wie es nun weitergeht. Können sich die Kurse stabilisieren oder setzt sich der Ausverkauf fort. Die Optimisten halten die jüngsten Kursabschläge für gesund und glauben, dass die Indizes nur Schwung holen, um neue Rekorde zu erreichen. Die Pessimisten sagen dagegen weiter fallende Notierungen voraus und halten selbst einen Crash für möglich.