Bildrechte: Erik T. Frank / Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Ameise Megaponera analis

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Ameisen-Notarzt rückt in der Schlacht nur bei Hilferuf aus

Ameisen-Notarzt rückt in der Schlacht nur bei Hilferuf aus

Die Ameisenart Megaponera analis hat nur kleine Populationen, ist aber selbst riesengroß. Sie hat aber auch große Gegner, nämlich Termiten. Die Ameisen verfügen über ein ausgeklügeltes Kampf- und Notfallsystem.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Megaponera analis- oder Matabele-Ameisen leben in Afrika südlich der Sahara, in einer Region, die auch Subsahara genannt wird. Die Ameisen können bis zu 1,8 Zentimeter groß werden, ihre Nester sind allerdings klein. Darin leben nur rund 1.000 Ameisen. Was die Matabele-Ameise auszeichnet, ist ihr "militärisches Jagdsystem", erklärt der Biologe Erik Frank, ehemals Julius-Maximilians-Universität Würzburg und nun Postdoc an der Université de Lausanne (UNIL).

Mit einer Armee auf Termiten-Jagd

Matabele-Ameisen senden Späher aus. Haben diese einen Termitenbau entdeckt, laufen sie zum Nest zurück und rekrutieren in Null komma nichts bis zu 500 Ameisen-Kämpfer. Gemeinsam rückt das Ameisen-Heer in Schlachtreihen aus und überfällt die Termiten. Verläuft alles nach Plan, werden die Termiten getötet, zum Bau geschleppt und gefressen.

Beißen und Stechen

Natürlich haben die Termiten etwas dagegen, gefressen zu werden. Sie verteidigen sich mit Zähnen und Klauen, oder vielmehr ihren Mundwerkzeugen (Mandibeln) und oft einem giftigen, klebrigen Sekret. Die Matabele-Ameisen sind mit Mundwerkzeugen und einem Stachel bewaffnet.

Ameisen-Rettung auf Hilferuf

Das Ergebnis: Viele Termiten müssen daran glauben, reißen den Ameisen vorher aber noch Beine ab oder verbeißen sich in den Ameisenpanzer. Verletzt und manchmal mit Termite am Leib versuchen sich die kriegerischen Ameisen zurück in den Bau zu schleppen.

Und jetzt kommt's: Verletzte Ameisen können mittels chemischem Botenstoff (Pheromon) einen Hilferuf aussenden. Andere Ameisen reagieren auf den Duftstoff und transportieren die Schlachtopfer ab. Die Verwundeten klappen schnell die verbliebenen Beine ein und machen sich handlich. Im Ameisenbau werden die Verletzten dann behandelt: Andere Ameisen entfernen Termiten, lecken Wunden ab, säubern diese und tragen so wahrscheinlich antimikrobielle Substanzen auf, die vor Infektionen schützen sollen, erläutert Biologe Frank.

Hilfe nur für leicht verletzte Ameisen

Allerdings gehen die Matabele-Ameisen knallhart wirtschaftlich vor, denn nicht jeder verletzten Ameise wird geholfen. Nur die Leichtverletzten werden versorgt. Dazu hat die Natur einen schlauen Mechanismus erfunden: Nur leicht verletzte Ameisen schaffen es, sich auf den verbliebenen Beinen zu erheben. Erst dann können sie den chemischen Hilferuf aussenden. Können Ameisen sich nicht mehr aufrichten, sind sie so schwer verletzt, dass sie für die Kolonie nutzlos sind. Eine Rechnung, die nötig ist, denn die Matabele-Ameisen haben eine geringe Geburtenrate und rund ein Drittel der ausrückenden Ameisen verliert ein Bein:

"Matabele Ameisen, die haben eine sehr geringe Geburtenrate von nur 10-12 Ameisen am Tag. Wenn es schon 10-20 Ameisen am Tag verletzt werden, wäre das sehr schwer zu kompensieren wenn man diese Verletzten nicht auch retten würde." Erik Frank, Biologe, ehemals Julius-Maximilians-Universität Würzburg und nun Postdoc an der Université de Lausanne (UNIL)

Werden verletzte Ameisen versorgt, sterben nur etwa zehn Prozent der Tiere. Ohne Behandlung starben in einer Versuchsreihe rund 80 Prozent der leicht verletzten Schlachtopfer, sagen Erik Frank und Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Mit Altruismus oder Empathie hat das Verhalten der Ameisen übrigens nichts zu tun, auch wenn die Versorgung von Verletzten den Fortbestand der Ameisenpopulation sichert:

"Ich würde nicht sagen, dass das im Insektenreich Grund zur Annahme gibt, dass Tiere Empathie zeigen. Also die Ameisen müssen nicht wissen, warum sie etwas machen, warum sie die Wunde reinigen, warum sie jetzt andere Ameisen rumtragen, damit dieses Verhalten sich evolutionär entwickelt. Das ist ein ganz anderer Mechanismus als bei uns Menschen." Erik Frank