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Bipolare Störung: Mehr als ein Randphänomen

Bipolare Störung: Mehr als ein Randphänomen

Amy Winehouse war betroffen, ebenso wie Kurt Cobain oder Winston Churchill. Sie alle litten unter einer bipolaren Störung, landläufig bekannt als manische Depression. Über eine Million Menschen in Deutschland sind betroffen. Von Jeanne Turczynski.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Eine bipolare Störung macht Menschen im wahrsten Sinne des Wortes Himmel hoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Manische und extrem produktive Phasen wechseln sich mit depressiven Phasen ab. Das Problem ist: wer in einer Hochphase steckt, fühlt sich nicht krank - und geht nicht zum Arzt.

Manie ist wie frisch verliebt. Alles ist toll. Das letzte, was man braucht, sind Ärzte. (Prof. Peter Brieger, Isar-Amper-Klinikum München)

Aber plötzlich kann alles aus dem Ruder laufen. Wie bei dem Gitarristen Martin Kolbe. Er hatte sich während einer manischen Phase in ein Münchner Luxushotel eingemietet:

Da wurde es psychotisch: Ich hab dann gedacht, ich kann die braune Farbe unter den Tapeten spüren, weil das war sicher ein Haus, in dem Hitler ein- und ausging. Ich habe dann Volksmusikplakate an den Wänden gesehen und habe diese weggerissen. (Martin Kolbe, Musiker)

Die Hotelmitarbeiter holten die Polizei, in der psychiatrischen Klinik bekam er die Diagnose bipolare Störung. Viele Jahre lang fand er nicht ins Gleichgewicht. Eine Ehe zerbrach, der Kontakt zu seinen Kindern riss ab, als Musiker konnte er nicht mehr arbeiten. Am Ende aber halfen Therapie und Medikamente.

Das Medikament der Wahl ist Lithium, es hat stimmungsstabilisierende Wirkung. (Prof. Peter Brieger, Isar-Amper-Klinikum München)

Halten sich die Patienten an die Empfehlungen der Ärzte, ist eine bipolare Störung gut zu behandeln: Medikamente einnehmen, begleitende Psychotherapie, ein geregeltes Leben führen.

Inzwischen wissen Ärzte auch über die Ursachen besser Bescheid: Es handelt sich um eine erbliche, also genetische Störung. Für die Patienten wichtig zu wissen: Es ist eine psychische Krankheit, die viele Menschen betrifft, für die niemand etwas kann – und die inzwischen gut zu behandeln ist.