Wie wird sich die Corona-Pandemie weiterentwickeln? Das ist schwer vorauszusagen. Ein Forscherteam hat für Großbritannien jetzt folgende vier Szenarien beschrieben, die in den nächsten zwölf bis 18 Monaten eintreten könnten. Weil die Prognosen auf Grundlage des weltweiten Infektionsgeschehens gemacht wurden, sind die Ergebnisse auch auf Deutschland übertragbar. Die Arbeit wurde im Februar 2022 veröffentlicht.
Szenario 1 – das "Best-Case"-Szenario
Im Idealfall führen neue Virusvarianten nicht zu einer höheren Übertragbarkeit des Virus. Es kommt lediglich zu saisonalen und regionalen Ausbrüchen.
Bestehende Impfstoffe werden zur jährlichen Auffrischung eingesetzt, ansonsten wird auf Medikamente gegen das Virus zurückgegriffen.
Szenario 2 – das optimistische Szenario
Nach dem optimistischen Szenario der Forscher verursachen neu auftretende Varianten zwar weitere Infektionswellen. Die Infektionswellen fallen aber je nach Saison und Jahr unterschiedlich stark aus. Es gibt demnach "gute" und "schlechte" Jahre, Todesfälle treten eher in vulnerablen Bevölkerungsgruppen auf.
Regelmäßig angepasste Impfstoffe werden Risikogruppen verabreicht oder in schlechten Jahren auch zusätzlich weiteren Personengruppen. Vereinzelt müssen nicht-pharmazeutische Eindämmungsmaßnahmen wie zum Beispiel Maskenpflicht ergriffen werden.
Szenario 3 – das pessimistische Szenario
Denkbar ist laut der Forscher auch, dass die vorhandenen Impfstoffe zwar weiterhin einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten, es aber im Gesundheitswesen trotzdem zu einigen Störungen kommt.
Eine jährliche Impfung mit aktualisierten Impfstoffen ist bei diesem Szenario nach Ansicht der Wissenschaftler notwendig. Eine zusätzliche Belastung wäre dann das gemeinsame Auftreten von SARS-CoV-2 und Influenza-Viren.
Szenario 4 – das "Worst-Case"-Szenario
Der schlimmste Fall wäre: Hohe Inzidenzen und die unvollständige, globale Impfung führen zu mehr Virusvarianten mit teils starker Immunflucht. Das Altersprofil der betroffenen Gruppen verändert sich, zum Beispiel infizieren sich mehr jüngere Patienten. Langfristige Auswirkungen belasten das Gesundheitssystem.
Flächendeckende Impfungen mit aktualisierten Vakzinen werden erforderlich, ebenso vereinzelt nicht-pharmazeutische Eindämmungsmaßnahmen.
Ähnliche Szenarien hatten Forscher bereits 2021 entwickelt. Sie waren im Juli 2021 im Fachblatt "Nature" erschienen.
Weiteres Szenario: ein "soziales Ende" der Pandemie
Neben den Szenarien aus medizinischer Sicht wäre aber auch ein sogenanntes "soziales Ende" der Pandemie denkbar. Ein solches "soziales Ende" wäre gegeben, wenn Corona trotz weiter grassierender Seuche nicht mehr als gesellschaftliche Bedrohung wahrgenommen würde - so geschehen im Fall des HI-Virus.
Aids ist heute zwar weiterhin präsent, doch aufgrund guter Behandelbarkeit hat die Infektionskrankheit viel von ihrem einstigen Schrecken verloren.
Was allen Prognosen gleich ist: Das Virus bleibt
Alle für den Verlauf der Pandemie skizzierten Möglichkeiten haben eines gemeinsam: Das Virus SARS-CoV-2 wird nicht einfach verschwinden, es wird uns auch auf längere Sicht erhalten bleiben. Dass das ein oder andere Szenario eintritt, ist also sehr wahrscheinlich. Nur welches, ist noch unklar.
"Darüber spricht Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!