Goethes Faust, die Unendliche Geschichte oder Harry Potter für die Ewigkeit retten? Es scheint fast unmöglich. Papier hält nicht unbedingt über Jahrhunderte. Und digitale Datenträger werden erst recht nicht mehr für unsere Nachfahren lesbar sein. Trotzdem versucht Martin Kunze, Keramikhersteller aus Österreich, das Unmögliche möglich zu machen: Mit seinem Projekt "Memory of Mankind" (MOM), das Gedächtnis der Menschheit, will er die 1.000 wichtigsten Bücher für die Nachwelt retten. Ein "keramischer Mikrofilm" und ein 500 Meter unter der Erde liegendes Salzbergwerk in Hallstatt sollen dafür die Lösung sein.
Was sind die 1.000 wichtigsten Bücher unserer Zeit?
Martin Kunze, Gründer von "Memory of Mankind", will mit seiner Initiative aber nicht nur Klassiker wie Goethe oder Schiller für die Nachwelt erhalten. Auch Grimms Märchen, Pippi Langstrumpf oder Harry Potter gehören für ihn auf die Liste der 1.000 wichtigsten Bücher der Menschheit.
„Diese Kampagne, a thousand books for a million years, soll die 1.000 wichtigsten Bücher der Menschheit so festhalten, dass sie eine Million Jahre lesbar bleiben. Da geht es jetzt nicht nur darum, dass es die 1.000 tollsten oder wichtigsten Bücher sind, sondern die Auswahl, die wir heute treffen, sagt ja auch etwas über uns aus, so wie im Sinne – zeig' mir deine Bücher und ich sag dir, wer du bist.“ Martin Kunze,, Gründer "Memory of Mankind"
Hauchdünne Keramikplatten sollen die Texte erhalten
Die Texte, die Martin Kunze von den Verlagen kostenlos bekommt, werden erst von einer Software in eine Grafik umgewandelt. Dann bringt Kunze sie zu einer Firma, die sich auf Industrie-Laser spezialisiert hat. Ein Präzisionslaser fräst Buchstabe für Buchstabe den Text auf eine dünne Keramikplatte.
Rund eine Million Zeichen passen auf die stabilen Keramikplättchen, die Kunze aus der Porzellanstadt Selb bezieht. Sie haben daher neben ihrer Beständigkeit gegenüber herkömmlichen Büchern einen weiteren Vorteil: Nur ein Zweihundertstel des Platzes wird für die Texte im Vergleich zu einer Bibliothek gebraucht.
Kontrolle der Texte ist notwendig
Um sicher zu gehen, dass die Texte auf den Keramikplatten auch lesbar sind, ist eine Kontrolle notwendig.
„Vor allem steht die Lesbarkeit, ich brauche einmal einen guten Kontrast, ich muss eine möglichst helle Schrift vor einem möglichst dunklen Hintergrund erzeugen. Das Zweite ist, dass die Buchstaben präzise geformt sind, was natürlich Ansprüche an die Technik stellt und - weil sonst sind sie schwer lesbar.“ Rainer Nidetzky, Vertriebsmanager der Laserfirma in Marchtrenk, Österreich
Eingelagert werden die "keramischen Mikrofilme" in einem Seitenschacht des ältesten Salzbergwerks der Welt bei Hallstatt in Österreich. Boxen, ebenfalls aus Keramik, und das Klima in 500 Metern Tiefe sollen die dünnen Keramikplatten vor dem Zerfall schützen.
Ob die 1.000 wichtigsten Bücher die Zeit überdauern konnten, werden die Archäologen von morgen wissen. Wenn sie graben - nach den Geschichten, Mythen und Märchen unserer Zeit.