Es mehren sich zurzeit Berichte, wonach auch junge Menschen schwere Verläufe von Corona zeigten oder sogar starben. In Frankreich starb in der vergangenen Woche eine 16-Jährige an Corona, die keine Vorerkrankungen hatte.
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Über die Gefährdung von Risikogruppen ist bereits hinlänglich informiert worden. Zu ihnen zählen laut Robert-Koch-Institut (RKI) ältere Personen ab etwa 50 bis 60 Jahren, Raucher und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem. Wie passt das mit den erwähnten Berichten zusammen? Wie stark sind Menschen gefährdet, die keiner Risikogruppe angehören?
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Corona-Virus: Bislang 31 Tote unter 60 Jahren
Zunächst zu den Zahlen, die der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, auf einer Pressekonferenz am Dienstag (31. März) bekanntgab. Für circa 41.000 infizierte Menschen lagen demnach klinische Informationen vor, die von den Gesundheitsämtern ins elektronische Meldesystem eingetragen worden waren. Bislang sind demnach 583 Menschen nachgewiesen in Zusammenhang mit der Covid-19-Krankheit verstorben. 506 Personen, also 87 Prozent davon, seien 70 Jahre oder älter gewesen. Von den bislang Verstorbenen waren nur 31 jünger als 60 Jahre. Die Jüngste davon sei 28 Jahre alt gewesen und habe an Vorerkrankungen gelitten. Laut Wieler gibt es bislang übrigens keine Hinweise, dass eine große Untererfassung von an Covid-19 gestorbenen Menschen vorliege.
In Deutschland zunächst viele Jüngere infiziert
Wieler zufolge sind die von einer Infektion betroffenen Personen in Deutschland "im Schnitt 47 Jahre alt". Dieses niedrig scheinende Alter erklärt sich laut dem Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité daraus, dass hierzulande frühzeitig sehr viele Personen getestet wurden. Ein Effekt: Dadurch wurden auch relativ junge Menschen in Deutschland positiv getestet. Außerdem hätten sich zu Beginn des eigentlichen Ausbruchs in Deutschland vor allem Menschen in Skigebieten angesteckt, die eher jünger und sportlicher seien. Drosten geht im NDR-Info-Podcast von einem steigenden Durchschnittsalter in den kommenden Wochen aus. Wenn sich die Krankheit nun immer mehr unter grunderkrankten Menschen in Seniorenheimen und Krankenhäusern ausbreite, dann steige auch das mittlere Alter der Infizierten.
Jeder kann erkranken – aber Risikogruppen sind gefährdeter
Grundsätzlich kann jede Person, unabhängig vom Alter an Covid-19 erkranken. Aber das Risiko eines schweren Verlaufs steige mit zunehmendem Alter und entsprechenden Vorerkrankungen, wie RKI-Chef Wieler am Dienstag wiederholte. Laut Virologe Drosten gibt es auch immer wieder Patienten, die aus vollkommener Gesundheit – darunter auch Leistungssportler – einen schweren Krankheitsverlauf entwickeln. Allerdings betonten Medien diese Fälle besonders.
Es gibt in allen Altersgruppen schwere Verläufe
Der Chefarzt des Münchner Klinikums Schwabing, Clemens Wendtner, hatte bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, dass auf den Intensivstationen das ganze demografische Altersspektrum zu sehen sei. "Auch ein junger Patient ist nicht gefeit davor, einen schweren Verlauf zu haben", sagte Wendtner. Das solle wachrütteln, damit sich alle an die Hygienevorschriften und Regelungen halten.
Die Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben, ist aber - das legen die aktuellen Daten zu den an Covid-19 Verstorbenen nahe - für Risikogruppen besonders hoch.
Über die Verläufe bei Kindern liegen laut der Website des RKI übrigens bislang nur sehr wenige Daten vor. Nach bisherigen Erkenntnissen, vorwiegend aus China, scheinen die Verläufe bei Kindern aber eher mild und unspezifisch zu sein. Schwere Verläufe könnten aber ebenfalls vorkommen, insbesondere bei jüngeren Kindern.
Fazit: Grundsätzlich kann jeder Mensch schwer an Covid-19 erkranken. Fälle schwerer Verläufe von Corona gibt es auch bei jüngeren Patienten ohne Vorerkrankungen. Risikogruppen unterliegen aber einer erheblich höheren Gefahr. Die meisten der bislang Verstorbenen zählten zu Risikogruppen.
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