Vier Monitore schweben über dem OP-Tisch, und von der Patientin sieht man fast nichts. Große blaue Operationstücher decken sie ab. Ein großer Röntgenapparat schwebt über der Stelle, wo der Brustkorb liegt. Die 80-jährige Patientin erhält eine neue Herzklappe. Dafür muss der Herzchirurg den Brustkorb nicht aufschneiden. Er ersetzt die Klappe ferngesteuert, mit Hilfe eines Katheters von der Leiste aus. Die Methode heißt kurz TAVI, das steht für Transkatheter Aortenklappenimplantation.
Neuland für Chirurgen
Professor Rüdiger Lange war der erste Herzchirurg in ganz Deutschland, der dieses minimal-invasive Verfahren schon vor zehn Jahren eingesetzt hat. Damals machte er sich damit in Kollegenkreis mehr Feinde als Freunde. Denn für Chirurgen war das absolutes Neuland.
Orientierung via Röntgenbild
Ein kleiner, ein Zentimeter großer Schnitt in der Leiste der Patientin, das ist die einzige Wunde. Dort setzt der Chirurg den Katheter an, steuert die Sonde über eine Arterie bis mitten ins Herz. Als Orientierung hat er nur ein schwarz-weißes Röntgenbild auf dem Bildschirm vor sich.
Kleiner Metallkorb drückt die Herzklappe zur Seite
Die neue Klappe ist zunächst noch zusammengefaltet. Der Chirurg setzt sie genau dahin, wo das Herz die funktionierende Klappe braucht. Ein kleiner Metallkorb entfaltet sich, drückt die alte Klappe zu Seite. In dem Korb übernimmt die künstliche Klappe die Arbeit. Das war's. 30 Minuten hat die Operation gedauert.
Weniger Risiko für Patienten
Prof. Rüdiger Lange betont, dass gerade für ältere oder schwache Patienten die Katheter-Methode das Risiko erheblich mindert. Bei einer Operation am offenen Herzen würden sie sonst Wochen brauchen, um wiederauf den Beinen sein zu können und völlig fit zu werden. Die Methode TAVI sei nur ein erster Schritt. Die Herzchirurgie stehe vor weiteren großen Veränderungen.
"Der Katheter wird immer öfter das Skalpell ersetzen." Herzchirurg Prof. Rüdiger Lange