Liegende Kühe im Vordergrund, Wanderer im Hintergrund
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Auf der Weide müssen Wanderer ihr Verhalten anpassen

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Achtung Kuhattacken: So verhalten Wanderer sich richtig

Immer wieder kommt es vor, dass Wanderer von Kühen angegriffen werden. Aber warum machen die Tiere das? Sind Kühe grundsätzlich gefährlich? Und wie kann man sich vor einer Kuhattacke schützen?

Kühe sind von Natur aus wenig angriffslustig, trotzdem kann es zu Zusammenstößen mit den Tieren kommen. Und die bleiben oft nicht folgenlos. In dieser Woche ist eine 38-Jährige Wanderin in der Nähe der Winkelmoosalm von einer Kuhherde schwer verletzt worden.

Der Grund für solche Vorkommnisse sind häufig auch Fehlverhalten der Wanderer - etwa wenn Hunde ohne Leine mitgeführt werden. Der Deutsche Alpenverein gibt Tipps, wie sich Wanderer bei einer Begegnung mit Kühen verhalten sollten (externer Link):

Der richtige Umgang mit Kühen auf der Weide

Der größte Fehler: Jungvieh oder Kühe können einige hundert Kilogramm wiegen und unvorsichtige Wanderer auch schon mal umhauen oder verletzen, selbst wenn ein Zusammenstoß gar nicht bösartig gemeint ist. Auch können sie schneller laufen, als man den schwergewichtigen Tieren zutrauen würde. Weitere Tipps des Deutschen Alpenvereins:

  • Wanderwege, die über Weiden führen, nicht verlassen!
  • Wanderer mit Hunden sollten Weideflächen lieber umgehen und ihren Hund an die Leine nehmen.
  • Beim Überqueren der Weide ist ein Abstand von mindesten 20 bis 50 Metern zu den Tieren angeraten. Dabei sollte man auch nicht laut schreien oder rumhüpfen, sondern ruhig und unauffällig passieren.
  • Wenn ein Rind oder eine Kuh ausgerechnet den Wanderweg versperrt oder es sich dort gar bequem gemacht hat, umgehen Sie das Tier mit möglichst großem Abstand.
  • Leichtsinnig ist es auch, die Tiere zu erschrecken oder ihnen direkt in die Augen zu starren.
  • Die Kuhweide ist kein Streichelzoo. Lassen Sie die Tiere einfach in Ruhe - nicht streicheln und nicht füttern.
  • Achten Sie auf Warnsignale: Senken die Tiere den Kopf, schnauben, scharren und brüllen, kann es brenzlig werden.
  • Kommen die Tiere näher, bleiben sie ruhig und ziehen sich langsam zurück - mit dem Blick auf die Kuh!
  • Fuchteln Sie nicht mit Ihrem Wanderstock durch die Gegend. Im größten Notfall kann ein gezielter Schlag auf die Nase die Kuh vertreiben.
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Kühe - Streichelzoo oder aggressive Angreifer?

Besondere Vorsicht bei Mutterkühen

Wie so häufig bei Muttertieren: Sie haben einen ausgeprägten Schutzinstinkt und wollen ihre Kälbchen vor Gefahr schützen. Auch wenn die kleinen Kälbchen süß aussehen gilt: Finger weg! Denn Kühe sehen nicht besonders scharf und reagieren womöglich aggressiv, wenn sich ihrem Kälbchen "etwas" nähert.

Und das gilt im Übrigen nicht nur für die Mutter. Auch die anderen Kühe in der Herde verteidigen den Nachwuchs.

Mit Hunden auf der Kuhweide

Wanderer sollten ihren Hund anleinen, wenn sie über die Weide spazieren. So hat man ihren Jagdinstinkt unter Kontrolle und die Kühe werden nicht beunruhigt oder über die Weide gejagt. Falls es zu einem Angriff kommt, sollte der Hund jedoch abgeleint werden.

Denn die Angriffslust der Kuh wird sich wahrscheinlich auf den Hund konzentrieren, der mit seinem Tempo vermutlich auch die schnellste Kuh abhängen kann. Der Wanderer sollte die Zeit nutzen, sich in Sicherheit zu bringen. Idealer ist es grundsätzlich, mit einem angeleinten Hund die Weideflächen zu umgehen.

Gatter wieder schließen

Wenn Wanderer durch ein Gatter eine Weide betreten, sollte dieses auch wieder geschlossen werden, damit die Tiere nicht ihre Chance auf Freigang nutzen. Wenn das Gatter offen ist, lassen Sie es so, wie Sie es vorgefunden haben.

Denn es kann sein, dass es vom Almwirt absichtlich geöffnet wurde, damit die Tiere zum Beispiel an eine Wasserstelle auf einer anderen Weide kommen können. Auch das Wasser an einer Tränke sollte aus diesem Grund nicht nicht auf- oder zugedreht werden.

Die Eigenverantwortung der Wanderer ist gefragt

Grundsätzlich sind Almwirte vor der Gefahr, dass ihre Kühe womöglich einen Menschen verletzen oder töten, nicht gefeit. Deshalb hat die Landwirtschaftskammer Tirol einen Verhaltenskodex für Wanderer (externer Link) herausgegeben.

Dieser Verhaltenskodex stellt ähnlich wie die zehn FIS-Regeln auf den Skipisten die Eigenverantwortung in den Mittelpunkt. Wenn sich ein Wanderer nicht daran halte, habe das im Schadensfall rechtliche Konsequenzen für ihn. Auch bayerische Landwirten wünschen sich aus Sorge vor hohen Zahlungen einen solchen Kodex.

Dieser Artikel ist erstmals am 28. Juli 2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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