Am 11. November ab 13:35 Uhr MEZ zog der kleinste Planet des Sonnensystems von der Erde aus gesehen genau vor dem großen Sonnenball vorbei. Obwohl Merkur der schnellste Planet am Himmel ist, dauert seine Reise vom linken zum rechten Rand der Sonne fünfeinhalb Stunden. Allerdings war um kurz vor fünf Uhr in ganz Bayern die Sonne hinter dem Horizont verschwunden. Vom Merkurtransit war also hier nur etwas mehr als die erste Hälfte zu sehen.
Schlechte Wetterbedingungen in Bayern
Allerdings war das ohnehin nur schwer sichtbare Spektakel am Himmel vielerorts in Deutschland wegen Wolken und Hochnebel überhaupt nicht zu beobachten. Nur im Osten habe man die Chance bekommen, hieß es beim Deutschen Wetterdienst. Fast komplett konnte man das astronomische Ereignis hingegen auf den Kanarischen Inseln verfolgen, ebenso an der Ostküste der USA sowie in Mittel- und Südamerika.
Überholen an der Kreuzung
Merkur braucht 88 Tage, um die Sonne einmal zu umrunden. Alle vier Monate überholt er die Erde so auf der Innenbahn. Seine Umlaufbahn ist um sieben Grad zur Bahn der Erde geneigt. Deshalb wandert Merkur von der Erde aus gesehen fast immer nördlich oder südlich an der Sonne vorbei. Nur in den seltenen Fällen, wenn er beim Überholen gleichzeitig die Erdbahnebene kreuzt, läuft er zwischen Sonne und Erde hindurch und erscheint als winziger, dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe.
Der letzte Merkurtransit, auch Merkurdurchgang oder Merkurpassage genannt, war im Mai 2016. Das nächste Mal liegen deutlich mehr als dreieinhalb Jahre zwischen zwei Merkurdurchgängen: Erst 2032 wird Merkur wieder genau zwischen Erde und Sonne stehen. Pro Jahrhundert gibt es nur 13 oder 14 Merkurtransite.
Obacht beim Beobachten des Merkurtransits!
Eine Sonnenfinsternisbrille reicht nicht, um Merkur vor der gleißend hellen Sonnenscheibe zu erkennen, dafür ist der Planet zu klein. Wer den kleinen schwarzen Fleck sehen will, benötigt ein spezielles Teleskop oder eine Projektionsfläche. Achtung: Ein direkter Blick auf die Sonne durch ein Fernglas ohne Spezialfilter kann zu sofortiger Erblindung führen! Sicher ist, wer den Merkurtransit in einer der Sternwarten in Bayern beobachtet oder im Live-Stream.
Transitreisende Merkur und Venus
Von der Erde aus gesehen können nur Planeten vor der Sonnenscheibe vorbeiziehen, deren Umlaufbahn der Sonne näher ist als die Umlaufbahn der Erde. Das sind nur zwei: der innerste Planet Merkur und die Venus, bekannt als strahlend heller Morgen- oder Abendstern. Venusdurchgänge sind erheblich seltener als Merkurtransite. Der letzte Venustransit war zwar erst vor rund siebeneinhalb Jahren zu sehen, der nächste ist allerdings erst wieder im Jahr 2117.
Unbekannter Zwerg in Sonnennähe
Merkur hat einen Umfang von etwa 15.000 Kilometern. Bei der Erde sind es rund 40.000 Kilometer. Über den von Kratern übersäten Merkur weiß man bisher relativ wenig. Das könnte sich ändern, wenn die 2018 gestartete europäisch-japanische Forschungsmission BepiColombo den sonnennächsten Planeten 2025 erreicht. Von der Erde aus ist Merkur schwieriger und seltener zu beobachten als jeder andere Planet unseres Sonnensystems, weil er sich stets in der Nähe der Sonne befindet.