Die Starliner-Kapsel schlug am 22. Dezember am frühen Morgen (Ortszeit) bei Dunkelheit auf der White Sands Missile Range des US-Militärs auf. Zu sehen war drei rote, weiße und blaue Fallschirme sowie Airbags, die sich als Abfederung rund um die Kapsel öffneten. Die Bodenkontrolle bezeichnete die Landung als erfolgreich.
Testflug mit Dummy
Seit das Space Shuttle Atlantis am 21. Juli 2011 auf der Erde landete, können Astronauten nur mit russischen Sojus-Kapseln die Internationalen Raumstation ISS erreichen. Die US-Raumfahrtagentur NASA hat deshalb 2014 die Unternehmen Boeing und SpaceX beauftragt, Raumkapseln zu entwickeln, mit denen Astronauten zur ISS fliegen können.
Falsche Umlaufbahn
Am 20. Dezember startete eine Kapsel von Boeing zu einem Testflug zur ISS ins All. Der CST-100 Starliner (CST für Crew Space Transportation) hob mit einer Atlas V-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab. An Bord waren keine Astronauten, sondern nur eine Dummy-Puppe. Die Fracht bestand aus Weihnachtsgeschenken, Kleidung und Lebensmitteln für die Besatzung der ISS. Der Start verlief zunächst reibungslos, doch nach etwa einer halbe Stunde tauchten Probleme auf. Offenbar hatte sich die Uhr der Kapsel sich nicht mit der Uhr der Trägerrakete synchronisiert. Deshalb verfeuerte die Kapsel zu viel Treibstoff beim Versuch, die richtige Erdumlaufbahn zu erreichen, so dass für ein Rendezvous mit der ISS nicht mehr genug übrig war.
"Es war nur ein Testflug"
Mit Astronauten an Bord wäre so etwas nicht passiert, betonten NASA und Boeing in der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem Start. Diese hätten eingreifen können und wären somit nicht gefährdet gewesen. Überhaupt sei beim Starliner ein so hohes Niveau an Automatisierung erreicht, dass man sich über all das freue, was bei dem Testflug nicht schief gegangen sei - und das sei das meiste, so NASA-Chef Jim Bridenstine.
Der Starliner kann nicht nur Fracht, sondern auch Passagiere transportieren. Maximal sieben Astronauten haben in der Kapsel Platz. Bei weniger Passagieren bleibt entsprechend mehr Platz für Frachtgut. Beim gescheiterten Testflug zur ISS waren keine Astronauten an Bord, sondern nur eine Testpuppe. Bei einem kommenden Testflug sollen drei Astronauten zur ISS fliegen. Die Starliner-Kapsel kann bis zu zehn Mal wiederverwendet werden. Laut Hersteller Boeing gibt es an Bord auch kabelloses Internet und Tablets zur Bedienung des Bordcomputers.
Nicht nur Boeing, auch das Raumfahrtunternehmen SpaceX will Astronauten im Auftrag der NASA ins All zu bringen. Im März 2019 flog die SpaceX-Kapsel Crew Dragon ohne Besatzung zur ISS und dockte an diese an. Nach fünf Tagen kehrte sie zur Erde zurück und landete im Atlantik.