Andrea Flack und Máté Magy vom Max-Planck-Institut für Ornithologie haben im Frühjahr 2014 eine Gruppe von 27 Störchen besendert, die gemeinsam in den Süden geflogen ist. Jetzt, nach vier Jahren und einer detaillierten Auswertung der GPS-Koordinaten und Bewegungsdaten, können sie am 24. Mai 2018 erste Ergebnisse präsentieren: In der Reisegruppe der Störche gibt es Leitvögel. Diese leiten die Gruppe zu Regionen mit günstiger Thermik, wo die Vögel von der aufsteigenden Warmluft in die Höhe gezogen werden. So können sie von aktivem Flug in Segelflug übergehen und dabei viel Energie sparen.
Suche nach der günstiger Thermik
Die Auswertung der GPS-Daten zeigt die Flugbahnen der Leitvögel genau. Diese müssen ihre Bahnen immer wieder anpassen, erklärt Máté Nagy. Die nachfolgenden Tiere sind langsamer und verlieren schneller an Höhe. Um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verpassen, müssen sie deshalb häufiger mit den Flügeln schlagen. Noch etwas können die Biologen nach Analyse der Daten vorhersagen: Die effizienteren Flieger reisen bis nach Westafrika, während die schlechteren Flieger in Südeuropa überwintern.
Segelflieger fliegen bis Nordafrika
Von den Flugfähigkeiten hängt nicht nur die Position innerhalb der Gruppe ab. Wie lange ein Vogel im Segelflug dahingleiten kann, verrät offensichtlich auch, wo er den Winter verbringen wird. Tiere, die viel mit den Flügeln schlagen, nehmen die rund 1.000 Kilometer lange Route nach Südspanien, wo sie auf Müllhalden ausreichend Nahrung finden können. Leittiere dagegen, die mit weniger Flügelschlägen auskommen, fliegen fast 4.000 Kilometer bis nach Nordafrika. "Der Weg und das Ziel eines Storchs hängen also unter anderem auch davon ab, wie effizient er fliegen kann", so Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie.
"Die Flugeigenschaften sind für die Position innerhalb der Gruppe von so zentraler Bedeutung, dass wir schon wenige Minuten nach dem Abflug eines Vogels im Herbst vorhersagen können, ob er in Europa überwintern oder nach Westafrika weiterfliegen wird." Andrea Flack, Max-Planck-Institut für Ornithologie